Dienstag, der 18.3.25 Foz do Iguacu / Brasilien

Heute ist Reisetag. Deshalb habe ich länger gefrühstückt, länger geduscht und dann in aller Ruhe gepackt. Ich hatte noch etwas Zeit und bin durch das Dorf spazieren gegangen. Gestern Abend hatte es geregnet und die Feuchtigkeit ist heute noch in der Luft. Macht die Temperatur nicht angenehmer. Man kommt, wenn man langsam schlendert, tüchtig ins schwitzen. Als ich dann endgültig gehen wollte, war mein Vermieter nicht da. 


Also musste ich alles offen lassen und den Schlüssel ins Zimmer legen. Aber als ich gerade aus dem Tor raus ging, kam er. Es gab noch eine herzliche Verabschiedung und ich ging zum zur Bushaltestelle. 


Wenn ich vom Vermieter spreche, sind das eigentlich drei Personen. Der Vater, der kein Englisch spricht und Sohn und Tochter, die beide ganz ordentlich englisch können. Dem Vater bin ich ein paarmal begegnet und er bringt mir ja morgens auch das heiße Wasser, und manchmal hat er zwischen seine Worte auch ein deutsches Wort gemogelt. Ich frag ihn dann, ob er Deutsch spreche, aber er verneinte und meinte „Holländisch“. Ich guckte wohl sehr erstaunt, und dann erklärte er, dass er zwei Jahre in Belgien gearbeitet haben. 


Aber so haben wir uns heute wie Freunde verabschiedet und der Bus kam auch wieder deutlich vor der Zeit. 






Mit diesem Teilabschnitt habe ich wahrscheinlich einen Fehler gemacht. Ich hatte die Information, dass eine Busfahrt von hier 6 Stunden dauert. Man muss auf jeden Fall erst mal nach Asunción zurück und von da aus geht dann ein Bus zu meinem Ziel. Da ein Flug nur 65 € kostet habe ich mich entschlossen, zurück nach Association zu fahren, dann zum Airport, und dann nach Ciudad del Este zu fliegen. 


Jetzt denke ich: mit dem Bus wäre es einfacher gewesen, weil der mitten in der Stadt hält und ich von da aus nicht mehr so weit habe. Jetzt aber Muss ich erst vom Flughafen in die Stadt und dann weiter. In Summe wird es länger dauern oder genauso lang und entspannt ist das auch nicht.


Die Busfahrt war wieder von der Qualität „Rodeo“. Sitzen alleine reicht nicht, man muss sich auch ein bisschen mit den Füßen festkeilen und auch festhalten. Und, wie auch schon beim letzten Mal: das Ding ist furchtbar laut.


Beim einsteigen hatte ich den Fahrer gefragt, ob er zur Avenida General Elizardo fährt und ich fürchte, da hat er mich nicht richtig verstanden. Nach relativ kurzer Zeit machte er Zeichen zu mir, dass ich aussteigen sollte. 

Das kam mir komisch vor. Deshalb fragte ich noch mal, ob es hier zum Flughafen gehe. Da schüttelt er den Kopf und bedeutete mir, dass ich mich hinsetzen sollte.Jetzt nahm ich immer mal wieder über den Rückspiegel Augenkontakt mit ihm auf, und er winkt aber immer ab. Sehr geduldig. 


Zwischendurch schaute ich mal auf das Handy, sah dann aber auch, dass wir schon über den Umsteigepunkt hinaus waren. Shit! 


Ich ging nach vorne und sagte Airport? Und er nickte und zeigte mit den Fingern eine 2.

2 Stationen später rief er mich zu sich, zeigt nach links und bedeutete, dass da der Bus herkomme und dann zeigt er nach rechts - und da sei der Busstop. Ich wusste zwar nicht, wo ich war, aber irgendwie vertraute ich ihm. Er war sehr freundlich. 

An der Haltestelle fragte ich dann eine Frau, ob das hier die Bushaltestelle wäre, wo man zum Flughafen kommt und sie bejahte das. Dem neuen Busfahrer habe ich dann sicherheitshalber auch noch mal gesagt, dass ich zum Airport will und auch der gab mir nach einiger Zeit ein Zeichen. 


Ich bin immer wieder begeistert über die Freundlichkeit und die Hilfsbereitschaft der Leute hier. Die Haltestelle war circa 300 m vom Flughafen entfernt und an der Ecke war eine kleine Garküche. Da ich noch viel Zeit hatte, beschloss ich, hier einzukehren und vielleicht auch eine Kleinigkeit zu essen. Ein junger Mann kam und erzählte mir sehr viel auf Spanisch. Ich sagte ihm, dass ich das nicht verstehe. Da holte er sein Handy aus der Tasche fragte: Ingles? und startete seine Übersetzungsapp. Es gab keine richtige Speisekarte. Nur so eine Tafel und ich zeigte auf eines der Gerichte. Es ist eine Suppe, meinte er. 


Sieht nicht schön aus, war aber lecker!

Naja, es ist vielleicht ein bisschen mutig, bei 30° eine heiße Suppe zu essen, aber das war eigentlich genauso eine Kleinigkeit, wie sie jetzt bei mir reinpassen würde. Es war eine Rindfleischsuppe mit verlorenem Ei und Maniok. 

Und so saß ich eine Weile gemütlich in dieser kleinen Garküche, trank eine Cola und dachte, okay: die ersten zwei Schritte habe ich getan.


Aber der schwierige Teil liegt noch vor mir. Ich fliege jetzt nach Ciudad del Este, da muss ich dann vom Flughafen aus in die Stadt rein und dann zu der großen Freundschaftsbrücke. Da ist die Grenze und da werde ich dann zu Fuß nach Brasilien gehen. Hinter der Grenze liegt Foz do Iguacu und da ist auch meine Unterkunft. Ich bin gespannt, ob das alles so funktioniert wie ich mir das vorstelle.


Ich habe mein mit QR-Code versehenes Ticket auf dem Handy und die Flughafenangestellte hat kein Lesegerät. Das dauert jetzt etwas länger, weil sie immer wieder das vergrößerte Bild hin und herschiebt und die Daten mit meinem Pass vergleicht. Aber sie kriegt es hin. Jetzt habe ich erst mal viel Zeit….


Draußen sind es mittlerweile über 30 Grad und am Gate gibt die Klimaanlage alles. Ich schätze, es sind max. 16 Grad und ich friere mir den A…. ab. Als es dann zum Flugzeug ging, tat die Sonne richtig gut. Aber im Flieger selber empfingen mich dann wieder die eisigen 16 Grad. 




Es ist wieder eine kleine Bombardier und sie hat schon viel von der Welt gesehen. In den Armlehnen sind noch die Fächer von den Aschenbechern (damals…..) und bei dem Sitz neben mir fällt dauern der Klapptisch aus seiner Halterung. Na ja, wie gesagt, teuer war das Ticket nicht. Die Maschine ist noch nicht mal zur Hälfte besetzt, dass es sowas noch gibt! 


Der Flug hat ganz gut geklappt und auf dem sehr kleinen Flughafen in Ciudad del Este war ich auch schnell am Ausgang. Ich habe über Uber einen Fahrer gesucht, die Fahrt sollte 100.000 kosten. Die App hat aber dann sehr lange nach jemandem gesucht, der diese Fahrt auch haben wollte, war aber nicht erfolgreich. 




Airport in Ciudad del Este

Nach 5 Minuten brach ich ab. Jetzt musste ich in den sauren Apfel beißen und für 150.000 ein normales Taxi nehmen. Es war ein schöner großer Toyota mit einem allerdings etwas seltsamen Fahrer. 


Obwohl ich ihm, glaube ich dreimal gesagt habe, dass ich kein Spanisch spreche, hatte er viel mit mir gesprochen. Als dann die Verständigung nicht klappte, nahm er sein Handy und startete eine Übersetzungsapp. Als er mir das Handy gab, stand da: „möchtest du sehen, wo ich in Ohio wohne?“ Ich meinte nein, ganz bestimmt nicht. Daraufhin diktierte er neu. „Auch das könnte 150.000 wert sein“. 

Da wurde mir die Sache etwas unheimlich und ich nahm meine Übersetzungsapp und habe ganz klar gesagt ich will jetzt zu der Freundschaftsbrücke fahren und nach Brasilien reisen. 

Wir fuhren ein Stück und dann bog er auf eine Tankstelle ein. Er sagte wieder etwas zu mir und da kamen die Worte „bezahlen“ und „Kreditkarte“ vor. Und tatsächlich, so funktionierte der Spaß: der Fahrer hat seinen Wagen voll getankt. Die Tankwartende hat 150.000 in ihr Gerät eingetippt. Ich habe bezahlt und der Fahrer hat die Differenz in bar erhalten. Auch nicht schlecht.






Als wir näher kamen, verändert sich die Umgebung. Alles ist sehr modern, viele Gewerbe und ein unglaublicher Verkehr. Unzählige Motorräder streiten sich mit ebenso unzähligen Autos um jeden Zentimeter Straßen. Auf diesem Highway, den wir fahren, gibt es unbeampelte Kreuzungen, an denen das Chaos natürlich vollkommen ist. Circa 7 km vor der Stadt fahren wir an einer endlosen Schlange von LKWs vorbei. Ich gehe davon aus, dass das der Güterverkehr ist, der über die Grenze will.


So 2 km vor der Grenze fängt der Fahrer an, Schleichwege zu fahren. Auf der normalen Strecke geht nichts mehr. Und dann so circa 400 m von der Grenze entfernt setzt er mich ab. 






Also gehe ich die letzten Meter bis zur Grenzstation und werde hier auch sehr schnell abgefertigt. Dann sind es noch mal 500 m bis zur Brücke die aber auch endlos lang ist. 

Aber meine Laune ist ziemlich weit oben, weil ja doch alles gut geklappt hat. Auf der Brücke geht auch ein kleiner Wind und irgendwann komme ich dann auch am anderen Ufer des Flusses an. 


Langer Weg nach Brasilien





Prücke über den Rio Praguay 





Ich bin in Brasilien. 

Hier an der Straße schaue ich mal vorsichtig auf mein Handy. Glück gehabt: ich habe noch Netz aus Paraguay. Das bedeutet, ich kann mir hier einen Uber kommen lassen. 


Das machte ich auch und nach 5 Minuten war Jesus da. (Wenn das kein Zeichen ist) und er brachte mich dann schnell zu meiner Unterkunft, wo ich Dolores kennen lernte. 




Erst sprach ich mit einem jungen Mädchen, die den Check-in machte, dann kam eine ältere Frau hinzu. Sie fragte direkt: bist du deutsch? Und so lernte ich Dolores, die Besitzerin dieses Etablissement, kennen. Ihre Mutter war Deutsche, daher kann sie die Sprache auch sehr gut. Aus dem Saarland stammte die Familie.

Sie zeigt mir mein Zimmer erklärt mir alles und will mir vielleicht auch morgen helfen mit dem Bus zu den Fällen zu kommen.Das hört sich alles wirklich gut an!

Das Zimmer ist schön und zweckmäßig eingerichtet. Alles ist sehr sauber nur: es ist furchtbar heiß! Ich habe direkt die Klimaanlage angeworfen, aber sie wird einen schweren Kampf ausrichten müssen. Ich habe sowas noch nicht erlebt: die Wände innen sind so warm, als ob dahinter ein Ofen ist . 


Ich bin gespannt was für Temperaturen hier in 2 Stunden sind. Hunger hatte ich nicht groß, ich hatte ja mittags schon was gegessen und so habe ich mir abends nur zwei kleine Empanadas in einem Imbiss geholt. 


Die hatten draußen Tische stehen gehabt und ich habe gemütlich meine Empanadas mit einem Bier und zwei um mich herum laufenden Kakerlaken genossen. La Cucaracha heißen die in Spanien und Baratas nennt man sie hier. Der Baratas und Obrigado sind glaube ich die einzigen beiden portugiesischen Worte, die ich kann. Weit komme ich damit nicht. Und erklären, warum es ausgerechnet diese Worte sind, ebensowenig!




Brasilien. Plötzlich bin ich in Brasilien. Foz du Iguacu liegt in dem Länderdreieck Argentinien Brasilien und Paraguay. Hier leben 250.000 Einwohner überwiegend vom Tourismus. Der ist hier wegen der Iguacu-Wasserfälle, dem Itaipu-Damm und dem nahen paraguayarischen  Ciudad del Este mit seinen unendlichen Einkaufsmöglichkeiten. Außerdem ist man von hier aus schnell in Argentinien, wo Spielkasinos erlaubt sind. In Brasilien sind die höchstens illegal vorhanden. 


Spannend wird mein Aufenthalt deshalb werden, als ich hier mein Sprachproblem deutlich vergrößert. Während ich mittlerweile im spanischen einigermaßen zurecht komme, kenne ich auf Portugiesisch kein einziges Wort. Irgendwas ist ja immer!


Hier werden alle Währungen incl. Amerikanischer Dollars angenommen, die heimische Währung hier ist aber der Real. Das Rechnen macht hier keinen Spaß, 1€ entsprechen 6,46 Real oder 10 Real sind 1,55€. Aber die Preise ohne rechnen einzuschätzen, werde ich nicht lernen, da ich nur kurz hier bin. Es ist auch immer ein Krampf, das ‚Restgeld‘ zu rechnen, dass ich noch brauche, bevor ich das Land verlasse. Wenn man länger im Land ist, ist das einfach, weil man Erfahrungen bezüglich des Tagesbudgets sammelt und so das Land mit ein paar Restmünzen in der Tasche verlässt. 

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