Dienstag, 29.4.2025 Fahrt zum Äquator/Ecuador

Doch wieder einmal schlecht geschlafen. Mehrmals wach gewesen, das könnte tatsächlich mit der Höhe zusammenhängen. Geschwitzt habe ich beim schlafen auch nicht, die Balkontüre hat unten einen großzügigen Schlitz, so dass ich glaube, dass die Innentemperatur vielleicht 3 oder 4° über der Außentemperatur liegt. 

Dafür war aber das Frühstück sehr lecker Und ich bin dann erst mal in der Morgensonne rausgegangen, um zu prüfen wie mir das Wetter gefällt. 


Erster Eindruck: das Wetter gefällt mir. Nicht kalt, nicht warm. Also lange Hose, Sneaker mit Socken und T-Shirt.

Zweiter Eindruck: es scheint nur bergauf zu gehen. 










Aber ich bin im Zentrum und kann die Kathedrale auch schon von weitem sehen.Ich fühle mich einigermaßen sicher hier (zu mindestens tagsüber), das liegt aber auch an der massiven Polizeipräsenz. Der Plaza Grande ist umringt von schönen alten Kolonialgebäuden und hat natürlich im Zentrum ein heroisches Standbild, wie alle diese Plazas. 

















Im Hintergrund kann man dann die Berge sehen und man sieht auch, dass die Höhenunterschiede hier in Quito relativ groß sind.

Ich hatte dann spontan die Idee, wenigstens zu der Kathedrale zu gehen. 




Der Mann „schält“ die Kokosnüsse, unglaublich!







Das Problem dabei war, dass man die Kathedrale gut sehen konnte von da aus, wo ich gerade war. 


Dafür kann es drei Gründe geben: entweder die Kathedrale ist nah oder sie ist sehr groß. Und vielleicht liegt sie auf dem Berg. Zwei von den Antworten sind richtig. Sie ist wirklich sehr groß und sehr prächtig, und mit meiner alten Gesundheitskarte, die ich gerne als Passersatz vorzeige, erschleiche ich mir wieder mal ein Senior Ticket zum halben Preis für den Eintritt in das Gotteshaus. Es hat auch seine Vorzüge, 72 zu sein. Hier erfuhr ich auch, dass es nicht die Kathedrale ist, sondern die Basilica del Voto Nacional. Ich werde sie aber trotzdem weiter „Kathedrale“ nennen, und wenn ich morgen die „richtige“ Kathedrale besuche, dann ist das halt so! 












Am Eingang fragt mich dann der Kartenkontrolleur, ob ich mit dem Aufzug fahren will oder ob zu Fuß für mich okay wäre. Da hatte er mich aber bei meinem Stolz gepackt. 


Und dann habe ich mich über die fünf Etagen zur ersten Plattform hoch gekämpft. Allerdings hat sich der Weg gelohnt. Da ist auf der einen Seite die gigantisch große Rosette und auf der anderen Seite kann man in die Kirche runter blicken, die sehr groß und sehr schlicht gehalten ist. Auch die bunten Fenster im oberen Bereich des Gewölbes sind sehr beeindruckend...









3 Etagen höher hat man über dem Gewölbe der Kirche einen Steg montiert, so dass man quasi über das Dach laufen kann und kommt dann zu einem Punkt, der nur wenig unterhalb der Uhren ist. 


Hier oben hat man wirklich ein seltsames Gefühl im Magen, vor allem, weil die Geländer auch nicht sehr hoch sind. Es gibt tatsächlich eine Möglichkeit, noch höher zu klettern, aber ich bin nicht sicher, ob ich wirklich so schwindelfrei bin. Aber der Blick ist irgendwas zwischen atemberaubend und schwindelerregend und vor allem bei dieser Lage der Stadt (umringt von Bergen) sehr beeindruckend.

Video













Ich habe dann noch einen anderen Weg gefunden, weiter nach oben zu steigen. Erst ging es über Treppen weiter, und dann gab es eine ziemlich gruselige Wendeltreppe, sehr eng und sehr steil und im oberen Bereich auch ohne Stehhöhe. 




















Aber ich war tatsächlich noch deutlich höher als an dem Punkt, den ich kurz vorher auch wegen der Leitern verschmäht hatte. Aber es ist wunderschön! Am Schluss waren es 16 Etagen, die ich über Treppen und Wendeltreppe hoch geklettert bin und vielleicht wäre der Aufzug doch eine gute Option gewesen.



Aber dann hätte ich nicht dieses hübsche und sehr junge Mädchen getroffen, die mich ansprach und mit der ich darauf hin eine nette Unterhaltung hatte. Sie war einfach neugierig, woher ich komme und so hab ich hier ein bisschen was von mir erzählt und sie ein bisschen was von ihrer Arbeit hier in einem Informationszentrum der Kirche. Eine nette Begegnung!


Bevor ich wieder ins Hotel zurückgegangen bin, bin ich noch kurz in einen Supermarkt gegangen. In meiner grenzenlosen Naivität habe ich geglaubt, dass der Soldat mit der Pumpgun dort auch noch einkaufen war. Nein, er war da, um mich zu beschützen oder um mich zu erschießen, je nachdem . Ist ein heißes Pflaster!

Nach einer kurzen Pause ging es dann weiter. 


Bus fahren in Quito. Ein Abenteuer.


Ich gehe zu einer sehr großen Bushaltestelle, die schon wie ein Bahnsteig gebaut ist und warte dort auf meinen Bus. Der kommt und ist voll. Das macht aber den 20 Leuten, die mit mir zusammen da einsteigen, nichts aus. Im Bus selber ist Körperkontakt angesagt. Ich stehe Hintern an Hintern mit irgendjemandem, den ich (noch) nicht kenne. 








Ich bin ziemlich weit hinten, aber da darf man nicht aussteigen. Die Leute, die den Bus verlassen wollen, drängeln sich durch, obwohl kein Platz ist. Aber irgendwie klappt es. An einer Abbiegung gibt es irgendwelchen Ärger. Der Busfahrer fährt nicht weiter, während die Insassen anfangen, zu meutern. Sie rufen, er solle weiterfahren, aber ich denke, er darf das nicht. Dann schafft er die Kurve und 100 m später hält er an. Er steigt aus und geht zu einem Polizisten und jetzt wird es im Auto wirklich lauter. 


Und es wird auch wärmer im Bus. Ich erlebe hier also ein kleines Drama für schlappe 0,35 $. 

Alles sehr billig hier. 

Nun mischen sich auch Pfiffe in die Rufe, und wirklich verstehen tue ich diese Aktion nicht. Dann steigen die ersten Leute aus und erklären den Busfahrer und dem Polizisten jeweils ihren Job. Die haben’s auch nicht leicht.


Es kristallisiert sich heraus, dass unser Bus nicht mehr weiter verfahren wird. Jetzt steigen alle aus und ich folge Ihnen. Der nächste Bus kommt und, Überraschung, er ist voll. 


Trotzdem drängen die Leute mit unglaublicher Vehemenz in den Bus, und der Busfahrer redet mit Engelszungen auf sie ein, sie mögen doch erst mal die Leute aussteigen lassen. 


Das klappt dann auch irgendwann und circa 25 Leute verlassen den Bus. Sie werden schnell durch 50 andere ersetzt. 


Es ist ein unglaubliches Chaos! Und ich bin natürlich dabei! An den folgenden Haltestellen gibt es immer wieder zwei oder drei Verrückte, die sich trotzdem in unseren Bus drängen. So etwas habe ich noch nicht erlebt! Es ist Mittagszeit, keine Ahnung warum hier so ein brutaler Personennahverkehr herrscht. 


Die Stadt ist ziemlich groß, der Bus fährt relativ Weite Strecken zwischen den einzelnen Haltestellen und er fährt sehr schnell. Trotzdem brauche ich bis zu dem Busterminal, wo ich hin will, fast eine Dreiviertelstunde. Aber nach ein paar Haltestellen habe ich tatsächlich einen Sitzplatz bekommen. 


Bin da auch sehr froh drum. Das Stehen ist nicht so schlimm, sondern das ausbalancieren und festhalten, weil der Fahrer immer sehr abrupt beschleunigt schaltet und bremst, das ist ein ziemlicher Kraftakt, und im Sitzen fährt es sich gemütlicher. Außerdem brauche ich meinen Google, um zu sehen, wo ich bin und wo ich aussteigen muss. Im Stehen kann man das vergessen und hier im Sitzen fühle ich mich auch bezüglich Taschendiebstahl sehr sehr, sehr viel sicherer. Als wir dann endlich in Ofelia ankommen, ist aber erst die Hälfte getan. 


Hier steige ich nur um in einen anderen Bus. Ich finde schnell heraus welches der richtige ist und er ist leicht zu erkennen, es ist der mit der langen Schlange. 


Aber jetzt bewährt sich auch, was ich in Indien und China gelernt habe: mit Höflichkeit kommt man nicht weit, mit drängeln kommt man eventuell an einen Sitzplatz. 

Hat funktioniert!. 

Auch dieser Bus ist wieder sehr voll und das dauert eine weitere knappe Stunde, bis ich am Ziel bin..






Mein Ziel war natürlich diese Linie, wo der Äquator verläuft (Mitad del Mundo).


Einmal auf dem Äquator stehen. Natürlich ist das Quatsch, weil man hier nichts sehen kann. Man könnte überall auf der Welt eine Linie zeichnen und sagen, das sei der Äquator, hier hat man das mit gelber Farbe gemacht und einen kleinen Touristenpark darum gebaut. Und so kommen jetzt viele Leute hier her und machen ganz viele Fotos, so wie ich auch. 






Mt einem Bein auf der Nord- mit dem anderen auf der Südhalbkugel!



Genau auf dem Äquator!



Aber trotzdem ist es irgendwie ein gutes Gefühl, auch mal auf dem Äquator gestanden zu haben.

Es gab noch eine kleine Challenge, da musste man auf einer kleinen Grasfläche, in der ein Nagel war, ähnlich wie ein Tee beim Golf und darauf musste man ein Ei balancieren. Das ist natürlich völlig verrückt und ich habe es auch mal kurz probiert, habe es aber auch nur mit einem kleinen Trick geschafft. Aber von Regeln stand hier nichts!


Als ich dann fertig war, mit auf-die-gelbe-Linie starren, bin ich wieder zur Straße gegangen, um dort den Bus abzupassen. Natürlich fing es ausgerechnet jetzt an, zu regnen! 


Was sollte ich machen? Jetzt stand ich nun mal hier und irgendwie werden die Sachen auch wieder trocknen.

Keine 5 Minuten später, die mir aber viel länger vorkamen, weil ein Taxifahrer mir die ganze Zeit eine Frikadelle an die Backe gelabert hat, kam der Bus. Es waren sogar noch Plätze frei, und so könnte ich den ersten Teil der Rückfahrt nach Quito bestreiten. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Anlage ganz nett war. Es gibt ja wirklich außer diese gelben Linie nichts zu sehen und so hatte man wenigstens ein paar typische Häuser aus den drei Regionen von Ekuador aufgebaut, die die Indigenen benutzt haben oder teilweise heute auch noch benutzen.










In Ophelia stieg ich dann wieder um und wiederholte das gelernte vom letzten Mal, also drängeln auf Teufel komm raus. Und siehe da ein schöner Platz vorne im Bus war mir sicher. Aber selbst Sitzen macht ja keinen Spaß, weil die Sitze wirklich sehr hart sind und die Ward endlos. Als wir dann wieder in meinem Viertel ankamen, regnet es sehr stark und ich musste erst mal einen Augenblick warten, bevor ich weitergehen konnte. Trotzdem ein rundum schöner Tag!










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