Donnerstag, 17.4.2025 Reise nach Ingapirca

Ingapirca ist die bekannteste archäologische Stätte in Ecuador und war das Zentrum der Cañari-Kultur, bevor es von den Inka erobert wurde. 



Die Cañari waren ein indigenes Volk, das im 15. Jahrhundert blutige Kriege gegen die Inka geführt hat, die in ihr Land eingedrungen waren. Sie waren aber nicht erfolgreich. 

Die Ruinen liegen in den Anden, etwa 80 Kilometer nordwestlich von Cuenca, auf einer Höhe von 3.100 Metern. Der wichtigste Bau ist der "Templo del Sol" (Tempel der Sonne), eine kreisförmige Struktur, die sowohl religiöse als auch astronomische Funktionen hatte. Ingapirca zeigt eine beeindruckende Mischung aus Inka- und Cañari-Bauweisen. Die Inka erweiterten die ursprünglichen Cañari-Strukturen und fügten ihre eigene Architektur hinzu. 

Interessanterweise wurde hier ein Baustil verwendet, den man sonst überwiegend in der Nähe von Cusco/Peru findet. Die riesigen Felsen sind millimetergenau geschlagen und passen ineinander, wie Lego-Steine. Hier wurde keinerlei Mörtel verwendet, weil dafür in den Spalten kein Platz gewesen wäre. 


Nach heutiger Auffassung umfasst der Komplex unter anderem einen Sonnentempel, ein Observatorium zur Beobachtung von Sonne und Mond, Lagerräume, rituelle Bäder, Grabstätten, Straßen und Plätze.


Die Stätte war nicht nur religiös wichtig, sondern auch ein strategischer Punkt in den Inka-Eroberungen. Heute zieht Ingapirca Besucher aus aller Welt an, die sich mit der  Geschichte der Andenkulturen befassen. Und mich.


Mir geht es besser. Ich fühle mich gut und auch der Rest scheint okay zu sein. Was nicht okay ist, ist das Wetter. Es ist kühl und es regnet leider ein wenig. Aber solange es so wenig bleibt, kann man damit wahrscheinlich leben. Ich bin früh auf. Das freundliche Personal des Hotels gibt mir auch schon vor der Frühstückszeit einen Kaffee. Ich lasse mir ein Taxi rufen und fahre zum Busbahnhof. Anfangs war ich etwas gestresst, weil mich der Taxifahrer auf der Rückseite abgesetzt hat, die ich nicht kannte. Aber ein Blick auf Google Maps zeigte mir, dass ich am richtigen Ort war.


Am Terminal ist mir leider mein Uhr-Armband gerissen. Die Uhr ist runtergefallen, aber zum Glück ist nichts passiert. Der Bus ist modern und sauber und die Sitze sind bequem. Wir quälen uns aus der Stadt heraus und kommen dann in ein sehr grünes Land. 















Es gibt kleine Dörfer und zwischendurch auch mal eine Stadt (Azogues) wo ich auch eine Art Schloss sehe. Weiter geht es, die Straßen werden bergig und schlechter. Kleine Orte, die aber auch nicht reich wirken. Es ist leider nicht zu erkennen, was die Menschen hier machen, weil irgendwelche größeren Viehkoppeln oder landwirtschaftliche Flächen sehe ich nicht. In der Zwischenzeit regnet es leider etwas stärker, bei solchen Wetter kann ich natürlich irgendwelche Besichtigungen ziemlich vergessen. Aber abwarten!







Langsam schrauben wir uns immer höher. 3200 m sehe ich gerade und um uns herum entweder Nebel oder Wolken. Ich sitze hier im Bus mit T-Shirt und kurzen Hosen und möchte über die Außentemperatur nicht nachdenken.


Als wir in Canar ankommen, das ist hier ein großer Umsteige - Busbahnhof, kann ich die Musik hören, die der Fahrer vorne bei sich laufen hat. Es ist das Lied „Moskau und Moskau“ von Dschinghis Khan, das muss so aus den Siebzigern oder Achtzigern sein. Ich fühle mich direkt wie zu Hause.😩🤟 Das letzte Stück war sehr kurvenreich, und es ging auch wieder bergauf. Zwischendurch war ein kurzes Stück, dass nur einspurig war und es war eine Schotterstraße. Direkt links neben dieser Straße ging es ohne Leitplanke circa 80 oder 100 m schroff Berg hinab. Das war nicht schön anzusehen.



Und dann ging alles ganz schnell. Der Bus hielt genau an der Ausgrabung an und jetzt stand ich vor der Frage: gehe ich ins Hotel, oder gucke ich mir erst die Inka-Stätte an. Ich entschieden mich für zweites. Natürlich war ich völlig falsch angezogen, aber gerade regnete es auch nicht beziehungsweise es fisselte nur ganz leicht. 


Ein freundlicher Security Mann erlaubte mir, meinen Rucksack in seinem Büro abzustellen und da habe ich mir nur meinen Hoody rausgeholt, in der Hoffnung, dass er nicht zu nass wird und wollte dann in die Anlage gehen. Aber die Leute lassen nur zu bestimmten Uhrzeiten Besucher rein und ich war auf 12:10 Uhr gebucht und hatte so noch eine halbe Stunde Zeit.










Die habe ich genutzt, um in das lokale Museum zu gehen. Am Eingang stand eine Frau, die hat ein Getränk verkauft. Die gelbe Farbe sah vielleicht nicht ganz so appetitlich aus aber ich denke, nachdem ich es probiert habe, dass er so etwas wie Glühwein war. Sie hat erst eine klare Flüssigkeit in das Glas geschüttet (Alkohol?), und dann kam diese warme gelbe Flüssigkeit dazu, und das ganze schmeckte leicht süßlich, ein bisschen nach Wein. Später erfuhr ich, dass es Canelazo heisst. 



In dem kleinen Museum gibt es einmal Dokumentations-Fotos von den Ausgrabungen, dann aber auch viele Gegenstände, die in der Anlage gefunden wurden. Angefangen von Tongegenständen bis zu Schmuckstücken und Waffen. Auch ein Grab wurde gefunden, in dem acht Frauen und ein Mann beerdigt waren. Man nimmt an, dass es eine hochgestellte Frau mit ihren Dienern war. Sie ist auch mit vielen Grabbeigaben beerdigt worden. Die Inka haben geglaubt, dass der Tod ein biologische Prozess ist, dass es aber auch ein Leben nach dem Tod gegeben hat. Deshalb wurden die Körper oft mit Juwelen und Zeichen ihrer Macht begraben.

Hier erfahre ich auch, dass die Inka vier Gottheiten angebetet haben: die Sonne, den Mond, den Donner und die Sterne. Sie hatten einen Kalender, der auf der Sonne basierte und der 328 Tage hatte aufgeteilt in zwölf Monate. 


Und dann dürfen wir in die Anlage. Ich finde das übrigens sehr gut, weil man dann in der Anlage wirklich die Ruhe hat, sich alles anzusehen, ohne totgetrampelt zu werden. Coole Organisation!










Als erstes komme ich zu einem Bereich, wo die Inka ihre Vorräte gelagert haben. Sie hatten damals schon eine gewisse Überproduktion gehabt und benötigten deshalb diese Lagerräume. Das Gebäude, das hier einsam und alleine steht, ist das älteste Wohngebäude in dieser Gegend. Er ist circa 1000 vor Christi gebaut und später von den Inka übernommen worden. Der nächste Ort ist das Grab, dass hier gefunden worden ist. Die kleine Grabkammer befand sich 1,70 m unter dem Monolith in der Mitte der des Platzes. Im Zentrum der Anlage kann man eine gepflasterte Straße erkennen. An der Straße liegt unter anderem das Gericht und ein Lager.










An den ganzen Mauern kann man doch schon die Handschrift der Inka erkennen. Es sind keine Natursteine, die aufeinander geschichtet sind, jeder Stein ist behauen. Die Präzision hier ist nicht die gleiche wie in Cusco, aber  man sieht die Unterschiede zum Beispiel zu Bauten der Maya. 








Das Wetter ist eigentlich ganz schön. Es ist durchaus warm, nur ein ganz leichter Fissel-Regen verdirbt einem ein wenig die Laune. Aber er ist nicht wirklich störend. Ich laufe meistens vor einer Führung her, die natürlich auf Spanisch stattfindet, und so bevorzuge ich es, lieber alleine an den wichtigen Punkten zu stehen, anstatt irgendwo zuzuhören, wo ich ohnehin nichts verstehe. Die Gruppe mit der Führung geht auch ein bisschen langsam, weil natürlich jede Menge Selfies gemacht werden müssen.


Als Nächstes kommen wir zu den Bädern und zu den Terrassen, die für Rituale und auch zum relaxen geschaffen waren. Interessant ist auch der Rest einer Steinwerkstatt, hier wurden die Steine auf verschiedene Arten und Weisen bearbeitet, um diese Präzision zu erreichen. Danach kommen wir zum Höhepunkt, dem Sonnentempel. An dem Mauerwerk kann man sehr eindeutig die Kunstfertigkeit der Inka erkennen, hier passt wirklich kein Platz mehr zwischen die einzelnen Steine und das ist das, was ich auch schon in Cusco / Peru gesehen habe.


















Im Anschluss habe ich noch die Gelegenheit benutzt und eine ältere Frau, die am Wegesrand saß und wahrscheinlich für Touristen Garn gesponnen hat, zu fotografiert. 






Danach war ich noch etwas trinken, dass sich Chicha de Jora nennt. Ich saß an einem Tisch mit ein paar Ecuadorianer zusammen, und der Vater der Sippe erklärt sie mir dann, dass es fermentierter Mais ist, was ich da trinke. Das schmeckt durchaus lecker.


Und dann war die Runde zu Ende und ich machte mich auf den Weg zu meiner Unterkunft.


Und wer hätte es ahnen können, dass es von der Inka Städte aus zu meinem Hotel relativ steil bergauf geht.? 

Dafür werde ich aber belohnt. Es wirkt irgendwie wie ein Gutshof. Es sind mehrere Gebäude, im Hauptgebäude scheint ein Restaurant zu sein und ich bin in einem der Nebengebäude untergebracht. Ich hab das Gefühl, dass es in dem Zimmer etwas kälter ist als draußen, aber der Hausbursche bringt mir einen kleinen Keramik-Lüfter, den er auch sofort einwirft. Ich gedenke, ihn durchlaufen zu lassen. 












Es ist ein einfaches Zimmer mit einem großen Bett und einem Fenster zum Garten. Angegliedert ist ein kleines Badezimmer mit Badewanne, Toilette und Waschbecken und alles äußerst gepflegt. Also ein Treffer. 

Einer der bediensteten, ein junger Mann, ist Brian. Ihm ist es ziemlich egal, ob ich Spanisch spreche oder nicht, er spricht Spanisch. Und er hat diese Eigenschaft, die ich absolut liebe: er will einen einfach verstehen. Er fragt so lange oder erklärt so lange, bis alles klar ist. 

Ein sehr netter Kerl. Betont, dass es hier sehr ruhig ist und sehr friedlich und ja, den Eindruck habe ich auch. 

Das Dorf selber ist winzig klein hat natürlich eine Kirche. Ansonsten sind wir von Bergen umgeben, was ich ja schon beim Weg in die Herberge gemerkt habe. Aber es sind freundliche Berge, alles ist sehr grün und lieblich. Ein bisschen Schweiz. Wir sind hier übrigens auf 3200 m.

Es gibt hier einen alten Inkapfad, der schön zu gehen sein soll. Da das Wetter in Ordnung ist, mache ich genau das. 


(Verdammt!)










Ein schmaler Pfad, der am Berg entlang führt und zwischendurch Blicke offen läßt für wunderbare Täler oder auch für die Häuser der Einheimischen. Wie Brian schon sagte, es ist sehr still und insgesamt auch sehr freundlich.

Am Eingang des Ortes steht übrigens ein Schild dass ich so interpretiere, dass man tolerant gegenüber den Indigenen sein soll. Hier leben auch Canaris und es ist fast eine Art Tracht zu erkennen. Oft werden grüne Hüte getragen und blaue Hosen.












Und dann kamen die Treppen!

Inkas und Treppen, das geht wohl nicht anders. Es waren zwar keine Inka - Treppen, sondern primitive Stufen, die von irgendwelchen Anwohnern hier angebracht worden sind. Das Gehen ist sehr schwierig, weil die natürlich auch alle unterschiedlich hoch sind. Das einzige was hier Standard ist, ist, dass es bergab geht. Prinzipiell ist gegen bergab nichts anzuwenden aber wir wissen, wenn man zum Ausgangspunkt zurückkehren will, geht es auch wieder bergauf. Aber die Landschaft ist Hammer - schön.









Ich komme an einem Fels vorbei der Intimahui genannt wird. Das bedeutet Gesicht der Sonne. Es ist ein natürliches, geologisches Element, und in dem Stein hat sich dieser Kreis gebildet, der natürlich von den Inka religiös interpretiert worden ist und als Sonne erkannt wurde.










Dann habe ich tatsächlich noch mal einen Colibri aus der Nähe gesehen wenn er mal nicht flattert und fliegt. Der ist ja winzig klein!! Und unglaublich schnell. Natürlich habe ich versucht, die Kamera aus der Tasche zu holen und einzuschalten, aber da war er schon in einem anderen Land.


Von dem Inker Pfad aus bin ich dann weiter ins Dorf gelaufen, weil ich auch checken wollte, wo die Bushaltestelle ist. Ich habe mir dann auch in einem Laden noch ein Gute Nacht Bier geholt, und der Laden gehörte zwei alten Damen.






Die beiden waren sichtlich erstaunt, als ich hereinkam und sprangen sofort auf. In dem Laden gab es überwiegend Wolle, aber auch Alkohol und nicht alkoholische Getränke. Hier steht ein Fass mit geschälten Kartoffeln dort eine Waage, in der Zwiebeln sind und die beiden sind gerade dabei, Mais zu schälen. 

Ein Idyll. 

Viele Fliegen schwirren rum. Als ich Bier kaufen will, müssen die Flaschen erst sauber gemacht werden und als ich mit einem Zehner bezahle, gibt es große Probleme mit dem Wechselgeld. 

Irgendwie sah es so aus, als ob dieser Einkauf für mich und die beiden Frauen ein Abenteuer war. 


Zurück in meiner Unterkunft bleibe ich einen Moment in meinem Zimmer, aber es ist tatsächlich sehr kalt. Ich gehe dann mal rüber ins Haupthaus um einen Kaffee zu trinken. Der Speisesaal ist komplett gedeckt und sieht wunderschön aus. Natürlich wäre es eine Option, hier heute Abend zu essen, aber ich esse ungern da, wo ich auch schlafe. Außerdem ist mir das eine Spur zu nobel und ich fürchte, dass in diesem festlichen Saal heute Abend nur wenige Leute sitzen werden.


Abends bin ich dann noch in die Stadt runter gelaufen. Naja, Stadt ist ein bisschen zu viel gesagt, es ist eine Straße. Es sind circa anderthalb Kilometer, aber von der Posada aus geht es bergab. Als ich losgehe, ist es schon stockdunkel. Aber mit der Taschenlampe fühle ich mich einigermaßen sicher. Die Restaurants in der Nähe von der Inka Site sind alle zu, weil die Touristen jetzt auch nicht mehr da sind. Zwischen den Bergen sieht man Blitze, es könnte eine ungemütliche Nacht werden. Ich finde eine kleine Garküche und kriege da etwas, das ähnlich aussieht wie Gulasch mit Reis und Pommes. Warum hier immer Kartoffeln und Reis zusammen gereicht werden, werde ich nie verstehen.Aber es war lecker und hat mich satt gemacht. Und war nicht so viel und nicht so schwer! Für den Rückweg hatte ich mir vorgenommen, mit dem Taxi zu fahren. Dreimal den Berg hier hoch muss ich nicht haben. Also bat ich das Mädchen in der Garküche, mir ein Taxi zu rufen. Sie versuchte das mehrmals und ging dann nach hinten. Dann kam sie und sagte: 2 Minuten. Nach 2 Minuten hielt ein Truck vor der Tür, und eine Frau winkte mich heran. Ich nehme an, die junge Frau hat einfach einen Privattransport organisiert. Cool! Mag es Altersschwäche sein oder was auch immer: der Truck schaffte den Berg kaum im zweiten Gang und die Frau schaltete öfter in den ersten zurück. Also habe ich alles richtig gemacht.

Kommentare

  1. Manchmal schäme ich mich, es genau zu fragen, und tue so, als würde ich es verstehen.

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  2. Das tun wir alle, aber es ist Quatsch!

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