Donnerstag, 24.4.2024 Rentnerabenteuer
Ein neuer Tag und ein neues Abenteuer. Für heute habe ich beschlossen, ein altes Abenteuer zu wiederholen. Ich wollte noch einmal die Runde über die Wasserfälle machen, dieses Mal aber per Fahrrad.
Ich bin selber gespannt, wo ich solche Ideen immer hernehme. In den Anden fahrradfahren: eine tolle Idee! Ich miete mir ein Mountainbike, das schon viel gesehen hat. Aber die Schaltung funktioniert und es hat zwei Scheibenbremsen, die man hier aber auch ganz gut gebrauchen kann. Das erste Stück ist langweilig, bis ich erst mal aus Banos raus bin und den ersten Halt mache ich an dem Wasserkraftwerk.
Man hat natürlich ganz andere Möglichkeiten, wenn man unabhängig ist und kann viel mehr die Natur bestaunen.
Sie ist es wert, bestaunt zu werden! Das Wetter heute ist gemischt. Es ist wolkig und auch ziemlich windig. Dafür ist es nicht ganz so warm, was mir natürlich sehr entgegenkommt.
Bei dem Wasserkraftwerk habe ich auf der Brücke angehalten, und habe dort etwas erfahren, was ich gestern in dem Bus nicht gemerkt habe. Die Brücke wackelt ziemlich stark, wenn ein LKW drüber fährt. Ein seltsames Gefühl!
Mein nächster Halt ist am Salto Argan, wo ein Wasserfall ist, der zwar nicht groß ist, aber der mit ziemlicher Wucht zu Tal stürzt. Hier gibt es die Möglichkeit, mit einer Gondel über den Wasserfall zu fahren.
Das ist jetzt vielleicht nicht so der Adrenalin Kick, der hier möglich wäre, aber es ermöglicht einen fantastischen Blick auf den Wasserfall, selbst hier, circa 20 m über dem Wasser, kriegt man noch Gischt mit. Ich denke, alleine dieses kleine Erlebnis macht die Mühe bezahlt. Und auch dass ich hier so viel Zeit habe, wie ich will und nicht an die Gruppe gebunden bin.
Und dann kommt etwas Stress auf. Ich weiß von gestern, dass hier auf der Strecke mehrere Tunnel sind und der Fahrradverleiher hat mir auch auf der Karte eingezeichnet, wo ich durch den Tunnel fahren soll und wo ich eine Umleitung nehmen muss. Der Tunnel, der jetzt vor mir ist, ist einer zum durchfahren.
Die Autos hier auf der Strecke (es sind nicht so furchtbar viele) fahren mit erstaunlichen Geschwindigkeit, vor allem die Krawallbusse donnern hier die Straße entlang, dass es nicht mehr schön ist. Der Tunnel ist einspurig und nicht beleuchtet.
Mein reinrassiges Mountainbike hat natürlich auch keine Beleuchtung. Mit ziemlichen Herzklopfen fahre ich in den Tunnel ein, aber es ist nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe. Die Strecke ist leicht abschüssig und so kann ich recht schnell durch diese unschöne Stelle fahren und bin bald wieder im Freien.
Und dann war ich auch bald an dem Rio Blanco Megapark, wo ich auch gestern schon mit dem Bus gewesen bin. Dieses Mal war es recht leer, und ich konnte mir auch in in Ruhe die Sachen ansehen.
Ich hatte eigentlich vorgehabt, über die lange Hängebrücke zu gehen , aber auf den zweiten Blick sah sie recht langweilig aus. Daneben war eine tibetanische Brücke, da hätte ich schon Lust, das mal zu probieren aber einerseits war sie auch sehr lang und ich gebe es zu: Irgendwie fehlte mir auch der Mut dazu.
Die Tritte sind weit auseinander und zwischendurch gibt es auch Stellen, wo es nur schmale Stege sind. Man ist zwar angeseilt, aber ich würde das gerne auf einem deutlich kürzeren Stück mal probieren, bevor ich über diese Schlucht rüber laufe.
Und dann hörte ich plötzlich, wie jemand mit meiner Stimme sagte: geben Sie mir bitte ein Ticket für die Zipline. Heute scheint ein Tag der verrückten Ideen zu sein. Und tatsächlich kletterte ich hoch und ließ mich einkleiden mit den entsprechenden Gurten und dem Helm.
Und dann ging auch alles ganz schnell. Ich wurde in den in das Seil gehängt und der Typ, der alle Karabinerhaken sorgfältig prüfte, sagte 3-2-1 und schon schoss ich über die Schlucht gegenüber auf die andere Seite. Ich habe fast während des ganzen Fluges gelacht, weil ich wirklich wissen wollte, wie ich auf solche bescheuerten Ideen komme. Es wird mir ein Rätsel bleiben!
Und weiter ging die Fahrt zum Rio Verde. Jetzt habe ich auch herausbekommen, was es mit diesen Namen auf sich hat. Es ist nicht der Fluss gemeint, der durch Banjos fließt, sondern es sind Zuflüsse zu diesem Fluss; einmal der Rio Blanco und einmal der Rio Verde. Und an der Stelle wo der hier zufließt, ist auch wieder so ein Spaßzentrum, wo man Fotos machen kann oder auch mit einem Auto über die Schlucht fährt.
Leider ist gerade einer von diesen Pestbussen gekommen mit einer großen Schar von Touristen und lauter Musik. Aber ich habe ja jetzt das Privileg hier warten zu können, bis es wieder ruhiger wird
Und tatsächlich fahren die Leute kurz darauf weiter und ich habe wieder alles für mich. Ich steige dann in das Auto, was ein bisschen an den Bus aus Harry Potter erinnert und fliege damit über die Schlucht.
Circa 20 Minuten später war ich dann an dem Wasserfall des Teufels, wo ich auch gestern schon mal war. Ich wollte ihn mir aber nicht noch mal ansehen und hatte natürlich auch auf vielen Treppen keine Lust.
Das war nun der Endpunkt meiner Fahrt und von hier aus sollte ich eine Telefonnummer anrufen, dann würde man einen Wagen schicken, der mich mit dem Fahrrad zurück nach Banjos bringt.
Etwas Komfort muss ja schließlich auch sein nach der ganzen Strampelei.
Ich fahre zu Hause viel Fahrrad, habe da aber ein gemütliches Hollandrad, auf dem man sehr aufrecht sitzen kann und einen sehr bequemen Lenker hat. Hier auf dem Mountainbike sitzt man aber eher wie der Affe auf dem berühmten Schleifstein.
Der Sattel ist betonhart und die Sattelhöhe steht zwar auf Maximum, ist aber noch zu tief für mich. Also gemütlich war die Fahrt nicht!
Aber egal, hier rufe ich jetzt meinen Retter an, der mich von der Rückfahrt erlöst und alles wird gut.
Was soll denn schließlich noch schiefgehen?
Ich weiß was: kein Netz!
Von der Hauptstraße aus ging es ein ganzes Stück bergab, zum Eingang des Wasserfalls, und so quäle ich mich jetzt wieder bergauf, in der Hoffnung, an der Straße Netz zu finden.
An der Straße ist kein Netz.
Jetzt fällt mir nicht mehr viel ein, außer, ich guck mal auf den Parkplatz, ob vielleicht von diesen Krawallbombern einer da ist und ob der mir helfen kann.
Aber da höre ich eine Stimme, und die ruft Amigo.
Ich drehe mich um und sehe zwei Männer auf einer Bank sitzen. Ich gehe hin und der eine sagt, Banjos?. Ich nickeund er nickt auch.
Er deutet auf einen LKW und hilft mir, das Fahrrad zu verladen. Ich frage wann fährst du los?
Und er antwortet für fünf Dollar sofort.
Das erscheint mir fair. Ich habe zwar Zeit, aber auch etwas Hunger und so sitze ich 5 Minuten später vorne neben dem Fahrer im LKW und wir düsen gemütlich in Richtung Banos.
Und es sind immer wieder Begegnungen. Hier zeigt sich meiner Meinung nach die Freundlichkeit der Menschen in Südamerika. Ich bin in der Nähe der Kirche langsam eine Straße entlang geschlendert und habe immer mal wieder auf die Speisekarten der Restaurants geschaut, um eine Anregung für heute Abend zu finden.
An einem Restaurant. war ein junger Mann gerade dabei, den Grill zu säubern. Er sah meine suchenden Blicke und sprach mich an. Es war die normale Prozedur mit. „Wo kommst du her?“ „Welche Städte hast du in Ekuador besucht“, und so weiter.
Aber es machte Spaß, mit ihm zu quatschen und das in diesem wunderbaren Kauderwelsch zwischen Englisch und Spanisch. Wir haben über Ecuador gesprochen, aber auch über die anderen südamerikanischen Länder und sind dabei irgendwie auch von Hölzchen auf Stöckchen gekommen. Die ganze Unterredung hat bestimmt 10 Minuten gedauert, während denen er aber weiter an seinem Grill rumgekratzt hat.
Zum Schluss haben wir noch unseren Namen ausgetauscht und er hat mir auch seine Instagram-Adresse gegeben. Das ist natürlich nichts tiefschürfendes oder anspruchsvolles, aber es war eine nette kleine Unterhaltung mit einem sehr netten jungen Mann.
Das sind immer so Kleinigkeiten, die so einen Tag abrunden können. Und ich denke, die Unterhaltung hat ihm mindestens genauso viel Spaß gemacht, wie mir.
Später im Hostel habe ich dann noch Anna kennen gelernt. Eine Anfang 30-jährige Deutsche aus Lörrach, die die letzten zehn Jahren in Chiang Mai gelebt hat und die jetzt auf einer Südamerika-Tour mit offenem Ende ist.
Sie ist in Mexiko gestartet und danach nach Costa Rica gegangen und von da aus dann hier nach Ecuador.
Sie will noch Zeit in Peru verbringen und vielleicht auch noch in Argentinien, aber wie gesagt: ein definiertes Ende hat die Reise nicht.
Sie überlegt, eventuell doch wieder in die Nähe ihrer Eltern zu ziehen. Es ist auch immer wieder spannend, sich die Geschichten von anderen Reisenden anzuhören.
Du bist verrückt.
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