Freitag, 18.4.25 Alausi

Nachdem ich gestern noch kurz im Dorf etwas essen war, habe ich mich in meinem Zimmer sehr dicht vor den Heizlüfter gesetzt und so war es in Ordnung. Ich gebe auch zu, dass ich ihn habe die Nacht durchlaufen lassen, weil es wirklich sehr kalt war. Gemerkt habe ich das heute Morgen, als ich die Badezimmertür aufmachte und da ein gewisser Temperatur Austausch stattfand. 



Ich habe dann auch sehr sehr viel Kraft gebraucht, um in das Badezimmer und dann auch in die Dusche zu steigen. Und abgetrocknet habe ich mich danach wirklich sehr sehr schnell. Aber das Ganze wurde ausgeglichen durch ein wirklich fantastisches Frühstück mit einem sehr leckeren Brot, in das Nüsse eingebacken waren. Hat toll geschmeckt! 




Und dann ging es schnell. Packen, auschecken und dann die Strecke runter zur Haltestelle laufen. Zu meinem Glück stand der Bus sogar schon da und so konnte die Reise losgehen.

Ich fahre jetzt erst mal bis Canar und da muss ich umsteigen. So, wie ich gehört habe, fahren von Canar aus zweimal täglich Busse nach Alausi, aber viele andere Busse fahren woanders hin, halten aber in Alausi. So sollte es also nicht schwer sein, einen Anschluss-Bus zu finden. 










Mitten auf der Strecke gibt es einen Stau. Wir müssen anhalten und stehen mindestens eine Viertelstunde. Auf beiden Seiten der Straße laufen auffällig viele Leute entlang, aber der Sinn ergibt sich nicht. Zuerst dachte ich an irgendeine Demo, aber es fehlten Fahnen oder Spruchbänder. 










Und dann kamen einige Soldaten angeritten in goldenen Rüstungen. Dahinter dann Männer in weißen, langen Hemden, blutverschmiert und dahinter Männer mit Peitschen, die auf sie einschlugen. 


Es folgten mehrere Christusse (gibt es da einen Plural?) mit Kreuzen auf der Schulter, die auch geschlagen wurden. Kapuzenmänner und normales Volk schritt dahinter. Insgesamt schätze ich, waren es an die 1000 Leute, die hier Ostern feierten.






Als wir dann auf dem Busbahnhof in Canar ankamen, war es dort sehr leer. Ein Bus stand am Bahnsteig, und kaum Leute waren da. Ich ging dann die Schalterreihen entlang, um zu gucken, welcher Bus hier zeitnah Richtung Alausi fährt. Ergebnis: keine. Dann fragte ich eine Frau Und sie fragte zurück, wann ich denn fahren würde. Ich sag dir natürlich jetzt. 


Da kam sie tatsächlich aus ihrem Häuschen raus und klapperte mit mir in die anderen Schalter ab, bis sie einen gefunden hatte, der in einer halben Stunde fahren wollte. Danach bin ich rausgegangen zu den leeren Bahnsteigen habe mich gefragt, wo wohl der Bus ankommen soll. 


Und schon kam sie wieder raus aus ihrem Häuschen und zeigte auf Bahnsteig sieben. So habe ich jetzt wieder einmal südamerikanische Hilfsbereitschaft kennengelernt. Aber damit war noch nicht Schluss. Ein Bus kam an den  Bahnsteig 7 und sie kam raus und sagte, nein, der nicht. 

Dann, 10 Minuten später, kam wieder ein Bus und natürlich kam sie raus, zeigte auf den Bus und nickte.

Der Bus hat leider ein Fernsehgerät und benutzt das auch. Ich kenne das schon aus Asien, wo dann in extremer Lautstärke irgendwelche Schnulzen oder Abenteuerfilme gezeigt werden. Aber auch das wird vorbeigehen.




Unterwegs stecken wir ein paarmal sehr stabil im Stau ist. Keine Ahnung warum, aber irgendwann mal ging es dann doch weiter wir fahren durch die Berge und alles ist hier unwirklich grün. Aber das ist den sehr starken Regenfällen der letzten Wochen geschuldet. Die Straße ist kurvig, ich versuche , zu schlafen, werde aber hin und her geschleudert und so klappt das nicht. Außerdem sind die im Fernsehen sehr laut. Man sollte überlegen, mehr  Messer in Filmen einzusetzen nicht zu viele Schusswaffen. ist leiser! 














Dann kommen die Wolken. Eine Zeit lang sind sie links von uns und wir fahren durch klare Sicht Und wenn man nach links schaut, ist da nur Watte. Später erwischt uns aber dieser Nebel auch und ich hoffe, der Fahrer weiß, was er da tut. Der Bus ist sehr leer, vielleicht nur zu einem Viertel besetzt und daher auch sehr still (bis auf die Schießerei und die Schreie im Fernsehen)


Als wir uns mit dem Bus der Stadt nähten, merkte ich, dass er offensichtlich nicht in die Stadt rein fuhr, sondern eine Umgehung benutzte. Von da aus hätte man über einen Bogen sicherlich auch noch in die Stadt fahren können, aber irgendwie kam mir das komisch vor. Also gab ich dem Fahrer ein Zeichen, mich rauszulassen. Das tat er auch, und offensichtlich war das ein Volltreffer: da, wo er hielt, ging eine Straße ab, die auch in einem kleinen Bogen ins Zentrum führte und das auch noch bergab. So konnte ich nach der langen Busfahrt einen ganz gemütlichen, circa anderthalb Kilometer langen Spaziergang machen Bei circa 21° und nach wie vor Nebel oder Wolken. Die Sonne kommt nicht durch, aber es ist sehr angenehm und gut zu laufen?






Wenn man magisch mit wundersamen übersetzt, stimmt es, dass Alausi ein magisches Dorf ist


Und ein Dorf ist es auf jeden Fall. Mit seinen 10.000 Einwohnern ist es etwas kleiner oder etwas weniger bevölkert, als der auch sehr kleine Stadtteil von Düsseldorf, in dem ich wohne. 






Aber der Reihe nach.. Mein Hotel ist gegenüber vom Busbahnhof mitten im Zentrum. Wobei: mehr als ein Zentrum gibt es ja auch nicht.

Es gibt eine Hauptstraße, die durch einen Grünstreifen geteilt ist und da spielt sich das Leben ab. Vielleicht noch 2-3 kleinen Seitenstraßen, wo Geschäfte oder kleine Comidas sind, ansonsten nur noch Wohnhäuser. Highlight im Ort dürfte die Kreuzung mit der Ampel sein. Es ist äußerst still hier, aber auch irgendwie gemütlich. Ein Sicherheitsproblem haben wir hier glaube ich nicht, Verbrecher würden es hier zu langweilig finden. 

So, wie ich in Ingapirca viele Leute mit grünen Hüten gesehen habe, sehe ich hier oft Menschen mit einer bunten Feder am Hut. Das scheint irgendwie eines der Zeichen der Indigenen hier zu sein.










Nachdem ich eingecheckt habe, bin ich erst mal planlos rumgelaufen und habe alles in mich aufgesogen. Nahe am Bahnhof sah ich ein kleines Café, und die hatten sogar einen Tisch draußen stehen. So etwas sieht man hier leider sehr selten, meistens kann man nur drinnen Kaffee trinken, aber ich habe hier einen Platz gefunden, wo ich sehr gemütlich draußen sitze, den Leuten nachsehe und einfach genieße, dass ich hier bin.


Als ich abends vom Essen heim will, zieht eine große Prozession durch die Stadt.

Karfreitag!

Traurige Musik und viele Menschen mit Kerzen ziehen über die Hauptstraße. Das wird mich wohl die nächsten Tage begleiten! 








Alausi ist eine Kleinstadt am Rio Pumachaca und hat ca. 10.000 Einwohner. Sie war der Ausgangspunkt für Abenteurer, die hier mit der Eisenbahn fahren wollten. Der Clou war ein keines Teilstück an dem Berg „Nariz del Diabolo“ (Teufelsnase). Der Zug muss hier einen gewaltigen Höhenunterschied bezwingen und tut das mit 2 spektakulären Spitzkehren. 


Der Berg ist so steil, und es ist so wenig Platz da, dass eine Kurve, wie bei einer Serpentine, nicht möglich ist. Der Zug fährt also in ein totes Gleis und von da aus über eine Weiche quasi rückwärts die nächste Steigung hoch und dort dann wieder in ein totes Gleis, um dann vorwärts den nächsten Anstieg zu meistern. Dabei ist die Trasse ziemlich genauso breit wie die Schienen und auf der einen Seite hat man die Felswand, auf der anderen Seite nichts.


Wie auch sonst im Land haben Erdbeben und Erdrutsche große Schäden an der Zugstrecke verursacht, so dass sie schon vor Jahren (leider) eingestellt wurde. Der Ort ist in der Zeit stehengeblieben und atmet den Charme der vergangenen Tage. Alausi hat eine reiche indigene Kultur, die sich in den Märkten, der traditionellen Kleidung und den Festen widerspiegelt.

Der Ort wurde 2004 offiziell als „Pueblo Mágico“ (Magischer Ort) anerkannt und zieht Touristen wegen seiner Schönheit und Geschichte an. 

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