Mittwoch, 16.4.2025 Nicht so toll
Schwerer Start. Nach dem Besuch meines mexikanischen Freundes letztens hat sich mein Magen noch nicht ganz beruhigt. Oder andersherum: er hat sich jetzt wieder ein wenig aufgeregt. Gestern fing es schon an, und heute war es dann etwas schlimmer. Dazu noch ein bisschen Magendrücken und leichte Bauchschmerzen. Das ist doof!
Aber dank der Medikamente, die ich habe, habe ich alles getan, was man tun kann, jetzt muss ich vielleicht nur noch das mit dem Essen lassen. Auch nicht schön.
Ich habe mich dann nach einem rudimentären Frühstück erst mal wieder hingelegt und das hat mir auch ganz gut getan. Dann habe ich mich bei schönstem Wetter noch mal auf dem Weg gemacht zum Terminal, um mir ein Ticket für morgen zu kaufen. Am Mercado 9 de Octubre wollte ich zuerst natürlich durchspazieren, aber als dann die Gerüche in meine Nase kamen, bin ich doch außen rum gegangen. Schade.
Der Sherrif mit der Knarre passt auf, dass alle den Teller leeressen!
Das Ticket war schnell gekauft und der Trubel auf dem Terminal auch schnell absorbiert. Ich bin dann zum Craft Market gegangen, da gibt es viel Kunstgewerbe, aber es ist sicherlich schön bunt zum gucken.
Es ist kein Touristenmarkt, sondern eher ein Dekorations-Markt. Natürlich kommen auch Touristen her, aber ich denke, dass die Einheimischen sich hier auch mit allem möglichen Krimskrams versorgen.
Da ist ein Töpfer, der ganz kleine Töpfe und Schalen herstellt, wie wir sie früher in die Setzkästen gestellt haben. Es gibt viele Korbwaren oder auch Seile und Ketten und ich habe auch einen recht hochwertigen Sattel gesehen.
Und natürlich gibt es überall diese niedlichen Meerschweinchen. Einer davon hat eine Schürze um und da steht Chef Cuy drauf. Nach meiner Information ist der Name des Tieres Meerschweinchen Und das Gericht, dass aus ihm bereitet wird, heißt Cuy. Der Kleine sollte bei der Wahl seiner Kleidung aufmerksamer sein.
Zumal eine weitere Spezialität dieses Marktes die Grills sind. Es sind Spezialgrills für Cuy. Mit den entsprechenden Spießen und dann auch so gestaltet, dass man 4, 8 oder auch mehr Tiere auf einmal grillen kann.
Mein Befinden wurde aber nicht viel besser und außerdem war ich auch irgendwie todmüde. Also habe ich das Hotel angesteuert und mich aufs Bett gelegt. 2 Stunden später bin ich dann aufgewacht. Ganz in Ordnung bin ich offensichtlich nicht.
Nachmittags bin ich dann noch in das Museum des hiesigen Klosters gegangen. Das ist auch eine für mich völlig fremde Welt. Das Kloster ist hier mitten in der Stadt und ein Teil davon ist, wie gesagt, als Museum abgeteilt. Es sind einzelne kleine Räume, in denen das Klosterleben gezeigt und teilweise auch erläutert wird.
Schon das Regelwerk liest sich anstrengend. Spannend ist auch eine einzelne Zelle für eine Nonne, bestehend aus Bett, Waschtisch, einem kleinen Tisch und einer Art Anrichte.
…was zum hauen in einsamen Stunden…
Natürlich fensterlos. Und dann war da noch ein praktisches Gerät zu selbstgeißelung. Auf der einen Seite Seile mit Knoten zum hauen und auf der anderen Seite ein Stück Stoff mit Metallstacheln für die Extrarunde. Bei dem Gerät mit den Seilen kann man ja pfuschen, in dem man weniger stark zuhaut. Mit dem anderen Gerät kann man sich aber problemlos die Haut abziehen. Das wäre natürlich einer Gelegenheit, meine Rückenhaare loszuwerden.
Und in der Küche konnte man selbstverständlich sehen, dass nur in großen Gebinden gekocht wurde.
Dann gibt es eine sehr schöne Darstellung von Erzengel Michael, wie er offensichtlich mit dem Teufel kämpft. Und hier habe ich endlich mal eine vernünftige Darstellung, wie so ein Teufel eigentlich aussieht. Der würde mir allerdings auch nicht gefallen.
Gefallen tun mir allerdings die Innenhöfe zwischen den verschiedenen Gebäuden. Sie sind reich bepflanzt mit Blumen und Büschen, aber es ist auch irgendetwas dazwischen, was sehr intensiv und sehr angenehm riecht. Das mit dem Geruch ist aber nur in einem Hof, und zwar in dem vor dem Friedhof. Friedhof ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, es ist eine große Halle mit vielen Grabstellen. Der Beschreibung nach hat man das hier extra gemacht, um den unangenehmen Geruch aus dem Kolumbarium zu überdecken.
Und über allem schwebt kirchlicher Gesang, wie zum Beispiel Ave Maria oder Ähnliches.
Ich bin dann eine Etage höher gegangen, und da wurde die Musik lauter. Irgendwie beunruhigend.
Ein Raum hier ist einem Bildhauer gewidmet, der sich spezialisiert hatte auf Christus-Figuren am Kreuz. Seine Spezialität war viel Blut, ausgemergelter Körper, blasser Haut und dass der rechte Fuß über dem linken ist.
Da merkt man, dass jemand Freude am Beruf hat.
In weiteren Räumen werden Gemälde ausgestellt von hiesigen Künstlerinnen, allesamt das sakrale Motiv betreffend. Herausragend ist noch eine Arbeit, die Weihnachtsszene betreffend. Maria und Josef und das Kind in einer unglaublich überladenen Darstellung.
Ein anderes Werk ist mit die Kindheit Jesu überschrieben und ist völlig verrückt. Es zeigt die beiden Eltern und das Jesus Kind mit einem Esel auf der Flucht vor Herodes. In der Darstellung sind sie viermal so groß wie Herodes, und sie sind umringt von Soldaten in spanischen und französischen Uniformen. Im unteren Teil wird dann auf den mit dieser Geschichte im Zusammenhang stehenden Kindermord eingegangen. Und zwar sehr genüsslich. Man sieht jede Menge abgeschlagene Kinderköpfe oder auseinandergerissen Kinder. Da hat sich der Künstler wirklich ausgetobt. Quasi Freude bei der Arbeit.
Wirklich beeindruckend sind die großen Truhen, die damals quasi der Familien-Safe waren. Hier passte im Prinzip das gesamte Vermögen der Familie hinein.
Ich bin danach noch in der Kirche der heiligen Maria gewesen, da wiederholte sich aber dieses sehr blutrünstige Bild, dass die katholische Kirche hier im Cuenca offensichtlich so im Kopf hat.
Wenn diese Lust an Schmerz und Blut keine Spezialpräferenz der hiesigen Kirche ist, sehe ich meine katholische Frau mit völlig anderen Augen.
Heute ist mein letzter Abend hier in Cuenca und ich hoffe, dass die Nacht so manche Wunden heilt, weil der morgige Tag wieder etwas anstrengender wird.
Und hier noch ein Fundstück über das Land: Alle Berge sind Götter!
In der indigenen Kosmovision der ecuadorianischen Anden sind alle grossen Berge Apus, also Götter. Es gibt männliche und weibliche Apus, die sich in zahlreichen Legenden ineinander verlieben, kleinere Berge zeugen, sich aber auch betrügen und bekämpfen. Einer der Protagonisten dieser Legenden ist der Chimborazo , dessen Gipfel mit 6268 m nicht nur der höchste Vulkan des Landes, sondern auch der Ort ist, an dem die Erde der Sonne am nächsten ist.
Als sich der Chimborazo in die schöne Tunguragua (5023 m) verliebt hatte, musste er zunächst deren Geliebten, den Cotopaxi (5897m) aus dem Weg räumen. Die Liebe hielt allerdings nicht lange, denn als der Chimborazo dahinter kam, dass die Tunguragua ihn mit dem damals noch grösseren Capac Urcu (5319 m) betrogen hatte, entbrannte ein epischer Kampf zwischen beiden Vulkanen, in Folge dessen der damals angeblich noch über 7500 Meter hohe Capac Urcu besiegt wurde und in sich zusammenstürzte.
Die Beschreibung der Religion ist hier etwas zu blutig.
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