Mittwoch, 23.4.25 Tour zu den Wasserfällen
Schwefelhaltige Quellen sind der Joker, den die Stadt Banos mit seinen 15.000 Einwohnern hält. Die Quellen sind sehr warm und nur eine der Attraktivitäten hier. Dazu kommt noch die Rolle als Wallfahrtsort, die Unmengen von Touristen hierher zieht. Die „Nuestra Señora del Agua Santa“ zieht viele Pilger an, die sich Heilung durch die „heiligen Wasser“ der Region erhoffen.
Die im Zentrum gelegene Kathedrale soll sehenswert sein und zeugt lt. Reiseführer von der religiösen Auseinandersetzung der Bewohner mit den Gefahren des Lebens am Fuße des Vulkans. Der ist die Ursache für die heißen Quellen und wird im Volksmund „Feuerschlund“ genannt.
Auch mit Sprachschulen kann man hier offensichtlich viel Geld machen. Die Stadt liegt am Fuße des leider sehr aktiven und über 5000m hohen Vulkans Tungurahua, der Ende 1999 dafür gesorgt hat, dass die komplette Stadt evakuiert werden musste. Es wird geraten, sich täglich nach der Aktivität des Vulkans zu erkundigen, weil sich die Lage schnell ändern kann. Der Vulkan liegt etwa 20 km Luftlinie nordwestlich von der Stadt.
Banos liegt in einer Gegend mit mildem Klima mit Höchsttemperaturen bis 25 Grad.
Außerdem schläft man hier ganz gut. Und das Frühstück ist auch nicht schlecht. Es gibt hier auch einen Fruchtsalat, vielleicht nicht ganz so lecker wie bei Irma, aber auch wieder ohne Ananas!
Für heute hatte ich mir die Tour mit den Wasserfällen vorgenommen. Der Radau-Wagen fuhr vom Hof, und kaum war er auf der Straße, ging die Musik in voller Lautstärke los. Es waren wahrscheinlich Volkslieder oder irgend so etwas, mit südamerikanischen Rhythmen und ebensolchen Text. Zum Glück sind die Lautsprecher ganz hinten im Wagen und ich sitze vorne.
Als erstes kommen wir am Wasserkraftwerk vorbei und hier wird gerade Wasser abgelassen, was auch immer besonders spektakulär aussieht.
Und weiter geht die Fahrt in dem sehr rappeligen Auto, immer durch das Tal, in dem auch der Pastaza fliesst, der auch abwechselnd mal Rio Blanco oder Rio Verde genannt wird.
Dann biegen wir von der Hauptstraße ab und fahren über eine sehr kleine, schmale Straße weiter. Teilweise hängt das Gestein der Berge ein Stück über die Straße, so dass man fast wie durch einen Tunnel fährt. Kurz darauf erreichen wir den ersten kleinen Wasserfall, den wir zuerst nicht sehen, weil er über uns ist. In dünnen Rinnsalen läuft das Wasser dann auch über unser Auto. Er nennt sich Puertas de Cielo.
Aber 200 m weiter kommen wir dann zu unserem ersten echten Wasserfall, dem Agoyan. Und zu einer Kirmes. Denn das geht hier Hand in Hand, ich habe das Konzept schon richtig erkannt: die fünf Dollar sind nur für den Zubringerdienst zu den Attraktionen vor Ort.
Man wird ja fast gezwungen, die Angebote anzunehmen. Die Leute vor Ort treiben einen quasi zum Kassenhäuschen. Und was gibt es hier?
Einmal sind hier zwei Ziplines. Eine 500 m und eine 1 Kilometer lang. Das ist natürlich schon was! Die Ziplines, die ich in Thailand mal gemacht habe waren vielleicht 300 oder 400 m lang. Und die hier sind natürlich auch ordentlich hoch!
Es gibt zwei Brücken über den Canyon, eine leicht schwankende Hängebrücke, die aber bis auf zwei Glasflächen eine einigermaßen stabilen Weg zum Laufen bietet. Die Glasflächen sind vielleicht nicht für jeden etwas, weil das darunter ziemlich tief ist. Und dann gibt es noch eine tibetanische Brücke, die ist so schmal wie ein Mensch und hat nur alle 80 cm ein kleines Brett auf das man steigen kann. Das dürfte deutlich wackeliger sein, ich habe aber auch keinen gesehen der da drauf gegangen ist.
Weiterhin gab es eine fliegende Untertasse, die auch an einem Seil über den Canyon flog und eine Kugel, in die man sich setzen konnte und die an einer Art Schaukel befestigt war und auch über den Canyon schwang.
Der Andrang war sehr groß und es dauert natürlich alles relativ lange weil bei manchen Aktivitäten Sicherheitsausrüstungen angelegt werden musste.
Ich wurde dann auch Zeuge, wie ein junges Ehepaar mit ihrer kleinen Tochter zusammen mit der Zipline fliegen wollte. Also das Ehepaar wollte das. Die Tochter hatte schreckliche Angst. Aber wie es so ist im Leben, manchmal gewinnt man, manchmal verliert man und dieses Mal hat die Tochter verloren.
Daraufhin ging es weiter zum nächsten Wasserfall, der genauso wie der erste, nicht sehr spektakulär war.
Nun bin ich vielleicht nach den brasilianischen Wasserfällen auch ein bisschen verwöhnt. Hier gab es eine kleine Kabine, die aussah wie ein Auto und mit der konnte man auch über den Fluss auf die andere Teil Seite fliegen. Nicht sehr spektakulär, aber die Leute mochten es. Das Ganze fand bei wunderbarem Wetter statt und mir haben dabei die Berge, die Täler und der Fluss besser gefallen, als diese Aktivitäten hier.
Nun ging es zum Wasserfall des Teufels (Cascada el Pailon). Hier waren wir zum ersten Mal nicht auf der gegenüberliegenden Talseite, sondern der Wasserfall war auf unserer Seite.
Und wir waren oben.
Dieses Detail ist vielleicht ganz wichtig, weil es auf eine wichtige Eigenart von Wasserfällen hinweist: das Wasser fällt von oben nach unten und wenn man den ganzen Wasserfall bewundern will muss man entweder hoch oder runter und auf dem Rückweg entsprechend auch wieder runter oder hoch.
Wasserfälle (und ich habe in Asien viele davon gesehen) sind immer mit anstrengendem Bergaufgehen verbunden!!
Hier mussten wir also runter. Es gab einen holprigen Weg mit sehr groben Stufen, hinterher noch ein paar stark schwankende Hängebrücken, die aber auch wieder bergab gehen und dann noch eine Menge Treppen.
Die Treppen waren in den Fels gehauen und so, dass man beim runtergehen rechts noch ein Geländer hatte (die Treppen waren sehr steil) während links der Berg überhing, so dass man nur gebückt gehen konnte.
Und natürlich gab es auf dieser Treppe Gegenverkehr.
Und natürlich gab es auf dieser Treppe Leute, die stehen blieben um Fotos zu machen.
Und natürlich gab es auf dieser Treppe Leute, die Selfies machten.
Das Ganze galt natürlich auch für die Hängebrücken.
Das Leben ist nicht einfach.
Trotzdem war der Verlauf des Wassers spektakulär. Schon im oberen Teil gab es kleinere Kaskaden, in denen das Wasser vielleicht 10 m hinunter stürzte oder zwischen Felsen durch gepresst , aber dann gab es einen Teil wo die Fluten unter lautem Getöse über 80m nach unten donnerten.
Ein gigantisches Schauspiel!
Wie gesagt, der Weg war anspruchsvoll und an manchen Stellen wurde es auch ziemlich nass. Ein Mädchen hat sich offensichtlich spaßeshalber (oder sie hat eine Wette verloren) komplett in die Gischt gestellt und sah auch so aus. Das Wasser hier ist übrigens nicht warm!
Und während es schon recht anstrengend war über die ganzen Hindernisse nach unten zu kommen wartete nun der Rückweg nach oben auf mich.
Aber was soll’s, ich hab’s überlebt und es war ein tolles Erlebnis!
Und was fehlt noch? Genau! Jetzt fuhren wir zu einer kleinen Produktionsstätte von Süßigkeiten aus Zuckerrohr und hatten hier die Gelegenheit, etwas einzukaufen. Quasi eine Heizdeckenveranstaltung!
Insgesamt hat die Fahrt also dann doch mehr als fünf Euro gekostet, da wären dann die Eintrittsgelder und den Schmerz beim Besuch dieser Verkaufsveranstaltung.
Aber es hat sich gelohnt. Ich hab viel von dem Tal gesehen und der letzte Wasserfall war schon ein echtes Erlebnis.
Mit lauter Musik sind wir dann wieder nach Banjos gefahren und ich habe mir im Markt eine Encebollado gekauft, die ich einfach so auf Verdacht bestellt habe und die sich dann als sehr leckere Fischsuppe herausstellte. Ein schöner leichter Snack.
Später bin ich dann noch mal in die Kirche Nuestra Señora del Agua Santa gegangen und habe mir die Wundertaten mal angesehen.
An den Seiten der Kirche sind teilweise riesige Gemälde (3 x 4 m), auf denen irgendeine Szene dargestellt wird und darunter wird beschrieben, um welches Wunder es geht. Das neueste Wunder, das ich gefunden habe, fand im April 1939 statt, als Touristen von der Straße (wahrscheinlich die, auf der ich auch hierhergekommen bin) abgekommen und mit ihrem Auto 200 m tief in die Schlucht und in den Fluss gestürzt sind. Noch während des Sturzes, riefen sie die Heilige an und flehten um Hilfe. Als das Auto unten aufschlug, wurden sie durch die Fenster herausgeschleudert und überlebten unverletzt. Wenn das mal kein Wunder war. Mehrere der anderen Bildergeschichten haben natürlich den Vulkan zum Thema. Der sorgt ja auch regelmäßig für Ärger.
Menschen glauben gerne an Wunder und hier gibt es auch eine Alte Geschichte über Umiña.
Umiña wurde in präkolumbianischer Zeit als Göttin der Gesundheit der ecuadorianischen Manteña-Kultur verehrt - dargestellt durch einen Smaragd von der Größe eines Straußeneis mit ihrem eingravierten Bildnis.
Der Legende nach war Umiñas Mutter Heilerin und Priesterin von Jocay. Sie gab diesen Beruf an ihre Tochter weiter, die die von ihrer Mutter geerbte Magie mit großer Hingabe praktizierte.
Als ihre Mutter starb, heiratete ihr Vater eine Hexe aus der Ortschaft. Aus Eifersucht auf Umiñas Heilkraft und Popularität machte diese Umiñas Leben unmöglich. Schließlich tötete sie sogar ihren Mann, Umiñas Vater, das Oberhaupt der Manteña-Kultur.
Der größte Smaragd von der Größe des Herzens
Umiña starb am Grab ihres Vaters wegen ihrer großen Traurigkeit und weil sie nichts mehr essen wollte. Nach einiger Zeit stellten die Stammesmitglieder fest:
Nur Umiñas Herz hatte sich nicht zersetzt und es verwandelte sich in einen roten Stein mit zwei grünen Punkten an den Seiten, der sich nach einer Weile zu bedecken begann. Das ganze Herz wurde zu einem schönen Edelstein, einem Smaragd.
Der Wallfahrtsort Manta (Ecuador), damals Jocay genannt, wurde fortan von Kranken und Bedürftigen besucht, die Umiña als die letzte Hoffnung für die Heilung ihrer körperlichen und geistigen Beschwerden betrachteten.
Im Tempel von Umiña kümmerten sich die Priester um die Menschen, die den großen heiligen Smaragd an denjenigen Stellen rieben, an denen die Erkrankten anzeigten, dass ihre Beschwerden waren. Es wurde angenommen, dass sie dadurch heilten. Sie brachten Smaragde als Opfergaben, die sie den Priestern übergaben.
Als die Eroberer Mittelamerikas auf den Plan traten und von dieser Geschichte erfuhren, wollten sie den riesigen Schatz, den sie darstellten, ergreifen, fanden aber nichts: Die grünen Steine waren an einem geheimen Ort versteckt, den niemand enthüllte.
Ich hatte große Angst, auf so eine Hängebrücke zu gehen.
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