Freitag, 9.5.2025 Rückreisetag

Ich habe gestern Abend noch mal den Spielern auf der Straße zugeschaut. Neben Schach wird hier ein Spiel gespielt, das ein wenig nach Dame aussieht, nur, dass das Spielfeld nicht 8 × 8 Felder groß ist, sondern 12 × 12. Spielsteine sind in der Regel Plastik-Drehverschlüsse von Wasser- oder Saftflaschen in rot, blau, gelb oder grün. Geschlagen wird wie bei der Dame oder beim Schach durch Überspringen, mehr habe ich nicht erkennen können.




Danach war ich noch an der Plaza gegenüber von der Kathedrale etwas essen. Ich hatte ja die letzten beiden Tage mir einfach eine Portion Chicharron ohne alles gekauft, heute wollte ich mal was „Vernünftiges“ essen. Hier an der Plaza gibt es fünf oder sechs Restaurants und vor den Außenterrassen lauern circa 20 Schlepper, die einem das Restaurant schmackhaft machen wollen. 


Ich will aber einfach nur die Karte sehen um zu prüfen, ob da was für mich dabei ist. Und dabei möchte ich nicht reden und ich möchte auch nicht dass mir jemand beim Lesen der Kasse zusieht. Das ist hier aber so gut wie unmöglich. Trotzdem schaffe ich es und entscheide mich für eine Portion Mofongo. Das ist eine typische Spezialität hier aus der Dominikanischen Republik und ich will es mal probieren. Leider war es ein Reinfall, es schmeckte unglaublich langweilig und ich trauerte natürlich den Chicharron nach.


Heute Nachmittag geht mein Flieger. Ich bin jetzt auch bereit, die Reise zu beenden. Mit so einem halben Tag fängt man wenig an. Ich trödel ein wenig rum, packe in aller Ruhe, lese viel Zeitung und gehe dann noch mal durch die morgens immer sehr leere Stadt.










Ich komme durch die Fußgängerzone, vorbei an der Kathedrale entdecke dann vor dem Museum der Kathedrale noch eine recht schöne Sammlung von Wasserspeichern, denen man ihr Alter durchaus ansieht.


Ich suche hier schon seit Tagen das Museum des Widerstandes in der Dominikanischen Republik, aber an der Stelle wo es sein soll, befindet sich eine Kunstschule. Ich habe heute noch mal genau hingesehen bin dann aber auch einfach mal in die Kunstschule reingegangen, die aber so spektakulär, auch nicht war. 








Es gibt hier ja so eine kleine Eisenbahn, die mit drei oder vier Waggons und Touristen durch die Stadt fährt. Ähnliches gibt es ja in vielen Städten. Aber hier gibt es auch noch eine motorisierte Kutsche, also ein Fahrzeug genau auf dem Übergang von einer Pferdekutsche zum Auto. Sowas habe ich in der Form noch nicht gesehen.








Und dann ging es schnell. Ich bin noch eine Kleinigkeit essen gegangen habe danach noch alles gecheckt, ob ich nichts vergessen habe und dann hab ich mir einen Uber geholt. Das war ein japanischer Minivan mit Schiebetüren und der hinten auch Einzelsitze hatte die man offensichtlich auch zu Konferenzwecken drehen konnte. In China bin ich schon mal mit so einem Auto gefahren, sehr genial! 

Hier funktionierte natürlich auch die Klimaanlage und so fuhren wir überwiegend am Meer entlang in Richtung Flughafen. Für hiesige Verhältnisse ist die Fahrt relativ teuer (18 € umgerechnet) aber für deutsche Verhältnisse… 










Der Flughafen ist recht modern und die Security funktionierte auch rasend schnell. Nur dann bei der Immigration waren lange Schlangen, und es dauerte dann doch über eine halbe Stunde, bis man vorne war. Ich gebe zu, dass ich bei solchen Aktionen trotz meiner Erfahrung doch immer so alle 4 Minuten auf die Uhr schaue. 






Dann, als ich endlich bei dem Migrationsbeamten vorne war, passierte es. Er sagte irgendwas zu mir und ich brauchte eine Weile, bis ich es verstand. Er wollte diese komische Einreisebescheinigung, die die freundlichen Mitarbeiter der Fluggesellschaft in Quito mit mir zusammen ausgefüllt haben. Dieses ellenlange, schlecht programmierte spanische Formular, das auszufüllen uns allen eine Menge Nerven abverlangt hat. 

Aber ich wusste, wo ich es hatte und zeigte es ihm. Er schüttelte den Kopf und machte mir begreiflich: neu machen. 


Shit!


Ich brauchte dieses Formular noch einmal. 


Ich machte mich an die Arbeit. Als dann ganz am Anfang schon mein Wohnort nicht in der Auswahlliste zu finden war (weder mit Düss… noch mit Duess…) gab ich auf und füllte die Felder nach Gutdünken. Bei dem Wohnort hat z.B. Bonn funktioniert. Ich habe irgendwelche Daten eingetragen bis am Schluss ein Barcode erschien. Den hat sich der Grenzer angesehen!!! und mir dann den Stempel gegeben. Als er mir den Pass zurückgab, grinste er und sagte auf Englisch: you are free! 


Aber das Drama sollte nicht zu Ende sein. Beim Boarden schob sich die Schlange langsam vorwärts. Alle schienen Papiertickets zu haben; ich dagegen hatte ein mobiles Ticket auf dem Handy. Als die Kontrolleurin das sah, musste ich zum Desk. Da fing dann die Mitarbeiterin an, das Ticket zu suchen. 

Und ich fing an, leicht zu transpirieren.

Sie suchte weiter.

Ich fing an, zu schwitzen.

Sie rief einen Kollegen…..

Shit! 

Aber dann nickte sie und wenig später druckte sie mir ein Papierticket aus.

In dem Tunnel zum Flugzeug war es ziemlich voll und dann hieß es: 


alle an die rechte Wand stellen. 

Rucksäcke absetzen.


Dann erschien ein Soldat mit einem Drogenspürhund. 






Meine Coca-Bonbons! 


Wie gut mochte der Hund wohl sein? 


Nicht gut genug! Er ging an mir vorbei! 


Es kam mir wie Folter vor, als wir ganz vorne einstiegen und erst mal durch die Business-Class laufen mussten. Die sitzen wirklich bequem…


Den ersten Teil der Strecke Santo Domingo-Madrid bin ich zu Fuß gegangen. Ich hatte Sitzreihe 52, das ist weit weg von menschlichen Siedlungen. Aber ich habe für stramme 19€ einen Gangplatz, und da ich mit der falschen Gruppe in das Flugzeug gegangen bin, habe ich auch Platz für mein Gepäck. Als dann mein Gruppe 4 kam, wurde es langsam eng. 


Und dann hob das Flugzeug ab und wir verließen die Insel! 


Und wie war es in der Domrep? Ich wusste vorher, dass dieses typische Urlaubsland mir nicht viel geben kann. Meine Art zu reisen ist eben kein Urlaub! Und am Strand langweile ich mich schnell. Aber ich dachte, dass das ziemlich gehypte Santo Domingo spannender sein würde. Da waren die Vorschusslorbeeren kontraproduktiv. 


Es ist eine sehr alte und für die amerikanische Geschichte wichtige Stadt, aber sie ist nicht schön und auch wenig interessant!


Ich war auch wieder enttäuscht von der Strandqualität mit den vielen Algenabfällen, die für mich typisch ist nach 4 Besuchen in der Karibik. Aber ich bin froh, das Land wenigstens mal kurz kennengelernt zu haben.


Nach einer langen, schlaflosen Nacht sind wir dann in Madrid gelandet. Das Display zeigt 23 Minuten bis zum Gate, an dem ich abfliege. Frühsport! Aber ich habe fast 2 Stunden Aufenthalt, das passt. Vor allem, weil Security und Immigration schnell gingen. 


Der Flug von Madrid nach Düsseldorf dauert dann auch noch mal 2 1/2 Stunden, die sitze ich auf einer Backe ab!  Aber dann habe ich auch keine Lust mehr. 


Jetzt muss ich nur noch den ganzen Tag wachbleiben und dann heute Abend vielleicht schon um 22:00 Uhr ins Bett gehen, dann hat der Jetlag keine  Chance!





Puuuh, Was für eine Reise! 


Ich bin 23 mal mit dem Bus gefahren, sechs mal mit dem Boot, 13 mal geflogen und habe 31 Unterkünfte gebucht. Außerdem bin ich circa 750 km zu Fuß gegangen. 72 Tage war ich unterwegs. In 8 Ländern bin ich gewesen. 


Ich war gespannt auf diese touristisch nicht so sehr erschlossenen Länder und ihre Bewohner. Es war eine tolle Erfahrung. 


Es gibt wieder mal eine umfangreiche und durch nichts zu bezahlende Sammlung von Bildern in meinem Kopf. Wo war es am schönsten? Die Frage stelle ich mir nicht. Ich möchte keine Erfahrung missen. Auch nicht die nicht so schönen. Sie sind Teil des Ganzen und bilden spannende Geschichten.


Ich bin froh, dass ich reisen kann. Auch, wenn ich immer möglichst günstig reise, kostet Reisen viel Geld. Aber auch, dass ich das gesundheitlich hinbekomme, ist toll. Und letztlich ermöglicht mir die Toleranz meiner Frau unvergessliche Erlebnisse. 



Nun ist auch diese Reise vorbei. Ich freue mich aber auch wieder auf zuhause und auf das normale Leben. Denn ich weiß ja: nach der Reise ist vor der Reise!


Ich danke allen Mittreisenden für die Begleitung!



Nachtrag


Ich will noch kurz 2 Dinge erläutern. 


Ich schreibe während der Reise immer ein Blog und konvertiere das später auch in ein Buch. Ein kleines Hobby von mir, das mir viel Spaß macht. 


Ich schreibe gerne. Schon in der Schule war Deutsch eigentlich mein Lieblingsfach. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man, vor allem, wenn man viel reist, Details oft vergisst. 

Vielleicht ist vergessen nicht der richtige Ausdruck aber sie sind halt nicht mehr präsent. Wenn ich dann nach Jahren noch mal in so einer Reisegeschichte rein schaue, habe ich ganz viele Déjà-vus. Und vielleicht ist das für mich auch so ein Ventil wenn ich alleine reise, weil das ist dann für mich ein Stück Kommunikation mit meinen Lesern, indem ich meine Erlebnisse mit ihnen teile. 


Und es ist natürlich auch für meine Frau, damit sie mitkriegt, was ich so erlebe und abschätzen kann, wie es mir geht. Sie toleriert zwar diese langen Trennungen, aber ich weiß: so richtig toll findet sie das nicht. Last but not least habe ich Freunde, die sich entweder für ferne Länder oder für das Reisen interessieren, oder sowas ähnliches auch gerne mal selber machen würden oder die einfach unterhalten werden wollen. 

So nach dem Motto des einen Leid ist es anderen Freud. (Das ist natürlich als Scherz gemeint). Ich schreibe gerne und ich freue mich, wenn ich gelesen werde.



Und:


Meine (mittlerweile) phantastischen Spanisch-Kenntnisse!


Fremdsprachenkenntnisse sind schon interessant. Hier in diesen Ländern kommt man mit Englisch nicht sehr weit, oder andersherum gesagt, man kommt überhaupt nicht voran. Und so lerne ich jeden Tag ein neues Wort oder eine neue Floskel und das macht viel Spaß. Es ist auch mit der Zeit besser geworden und dann werden Dinge leichter!


Aber es gibt eine Vorgeschichte. Oder sogar 2!


Vor vielen Jahren bin ich mal mit meinem Bruder und unseren damaligen Freundinnen nach Andalusien in Südspanien gefahren. Sechs Wochen (goldene Studienzeiten) waren wir da in einem kleinen Ort, wo niemand Englisch sprach, alle Sprachen nur Spanisch. 


Als wir wieder zurückfuhren, konnten wir einfache Unterhaltungen mit den dortigen Menschen auf Spanisch führen. Die Überraschung kam nur, als wir in Richtung Tarragona oder Barcelona gefahren sind. Dort verstand man uns überhaupt nicht mehr, weil wir nicht wirklich spanisch gelernt hatten, sondern einen schweren, andalusischen Dialekt.


Und es gibt noch etwas, was ich über die spanische Sprache gestehen muss: 

Ich habe tatsächlich in der Schule zwei Jahre lang Spanisch gehabt. Hier muss man auf die Wortwahl achten: ich habe es gehabt und nicht gelernt. Ich war mehr oder weniger nur ein sporadischer Gasthörer.


Als es um den Abschluss ging, hatte ich in Spanisch eine sechs. Die Zensur setzt sich zusammen aus einer mündlichen sechs und aus einer schriftlichen sechs. Der Mittelwert daraus ist dann sechs.


Mit dieser vor Zensur wäre ich nicht zur Prüfung zugelassen worden. Also habe ich mich ordentlich gekämmt (lange Haare) mir einen ordentliches Hemd angezogen und bin zu meinem Spanischlehrer, Herrn G gegangen. 


Dort habe ich unwahrscheinlich kleine Brötchen gebacken und mich aufs Betteln verlegt. Ich habe unentwegt auf ihn eingeredet, bis er sich erweichen ließ und mir versprach, eine fünf zu geben. 


Bedingung war: ich musste fortan im Unterricht erscheinen, mich auch ab und zu mal beteiligen und auf keinen Fall mehr den Unterricht stören. 


Das hört sich unglaubwürdig an, aber in dem Fach war ich wirklich ein ganz mieser Schüler.


Aber wir beide haben unsere Vereinbarungen eingehalten und so kommt es, dass ich trotz zwei Jahren Spanisch kein einziges Wort kann. 


Mittlerweile habe ich meinen Standardsatz: „No hablo Español“ abgeändert in „hablo solo un pocito de Español“. Ob Herr G jetzt stolz auf mich wäre?

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