Freitag, der 28.2.2025 Buenos Aires

Der letzte Abend brachte noch eine kleine Überraschung mit sich. Meine Kreditkarte wurde bei dem Versuch, damit meine Uber-Rechnung zu bezahlen, gesperrt. Ich hatte der Bank eine Mail geschrieben und auf die Möglichkeit von Abhebungen in Südamerika hingewiesen, aber scheinbar wurde das ignoriert. 20€ hat die Fahrt gekostet (immerhin fast 30 km). Na ja, dann also nicht mehr mit Netz und doppeltem Boden…..


Ich habe ganz gut geschlafen, war aber natürlich wegen der Zeitverschiebung viel zu früh wach. Ein kleines Frühstück, ein wenig lesen und schon war ich marschbereit. Mein Weg führte mich nach San Telmo, ein älterer Teil dieser Stadt mit einem sehr schönen Markt. Der Weg führte über kleine Straßen mit viel Verkehr und leider auch relativ viel Unrat. Ich hatte gehofft, auf dem Weg einen Bankautomaten zu finden, aber die, die ich bisher gefunden hatte, hatten kein Visa Zeichen und nahmen dann auch immer um die zehn Euro Gebühr für eine Abhebung. Ich brauche aber nicht viel, weil ich nur kurz hier bin und ohnehin das meiste mit Karte bezahle. Trotzdem wäre ich flexibler mit etwas Cash. Aber es soll wohl nicht sein.








Anders als bei uns sind die Bäume hier sehr grün und es gibt auch viele Blumen. Kleine Vögel singen gegen das Verkehrschaos an, aber es ist abzusehen, dass sie es nicht schaffen werden. In dem Stau komme ich an einem Fahrschulwagen vorbei, in dem der Fahrlehrer gerade mit Händen und Füßen auf seinen Schüler einredet. Keine Ahnung, was da schief gegangen ist, aber hier in Buenos Aires den Führerschein zu machen, kann nicht einfach sein.


Immer wieder bezaubernd mich die wunderschöne Häuser, die hier stehen. Sie sind nicht immer leicht zu erkennen, weil manchmal die Häuser sehr schmucklos sind, nur das oberste Geschoss oder das Dach ist mit pittoresken Zinnen oder Türmen versehen. Natürlich nagt überall der Zahn der Zeit, aber auch das macht ein wenig den Charme der Stadt aus.


Auch anders als vor sechs Jahren, als ich das letzte Mal hier war, sieht man jetzt viele Obdachlose auf der Straße liegen. Einen sehr erschreckenden Fall konnte ich kurz beobachten: ein Mann lag auf der Straße und es sah fast so aus als ob er einen einarmigen Handstand machte, aber dann ließ er sich mit Wucht auf den Boden fallen, und zwar mit dem Kopf auf die Pflastersteine. Er stemmte sich sofort wieder hoch und ließ sich wieder fallen. Das tat er vielleicht 7-8 mal, dann macht er eine kurze Pause und dann fing er wieder damit an. Leider konnte ich nirgendwo Polizei oder andere Hilfe finden, und ich selber mochte mich da jetzt auch nicht einmischen. Furchtbar!















Der Markt in San Telmo hatte gerade geöffnet und war auch sehr leer. Ich gehe ein bisschen durch die Gänge, aber ohne die vielen Besucher wirkte der Markt nicht so wie ich ihn von früher her kannte.











Habe ich schon gesagt, dass es warm ist? Es ist warm. Sehr warm! Es sind nur 28 oder 29°, aber alles ist feucht.


Dann habe ich Malfalda besucht, das ist eine berühmte argentinische Comic Figur. Es ist ein kleines Mädchen, das sehr clever und geschickt in seinem Umfeld agiert. Die Comics gab es auch in Deutschland, aber sie hatten nie den Stellenwert wie hier. Hier kommt erst Malfalda, dann eine Weile nichts, und dann vielleicht Micky Maus.










Ich gehe weiter bis zum Wasser. Es ist der Rio Dock Sud, der hier als Hafen dient und ins Meer mündet. Hier liegt ein sehr schöner alter Frachtsegler, den ich damals auch besichtigt habe. Dann fing es an zu regnen. Laut Wetterbericht sollte es trocken sein, aber was weißt der schon. Ich flüchtete mich in einen McDonald’s und kaufte mir einen Kaffee. In Deutschland gehe ich eigentlich nie in einen McDonald’s, auf Reisen immer! Die Toiletten sind sauber, der Kaffee ist ganz lecker und bezahlbar. Außerdem sind die immer klimatisiert und haben WLAN.


Auch hatte ich hier vor, die Toilette zu benutzen, stellte dann aber fest, dass man einen Zahlencode braucht, der auf der Quittung steht. Und was macht man, wenn man die schon weggeworfen hat? Ganz einfach: man kauft sich noch ein Eis und voila: Neue Quittung! Ich bin schon ein Fuchs!



Hier hat Evita Peron ihre Reden gehalten!




Ich ging dann weiter, aber die Regenpause war nur sehr kurz. Circa 2 km später sah ich aus, als habe ich einen wet - T-Shirt Contest verloren. Die gute Nachricht: wenn es endlich mal aufhört, trocknen die Sachen hier sehr schnell.






Bevor ich dann wieder in mein Viertel kam, musste ich noch die Straße des 9. Juli überqueren. Sie hat 20 Spuren, und die Ampeln sind natürlich nicht so geschaltet, dass man in einem Mal rüber kommt. Aber dann war ich auch schon in meiner Nachbarschaft, die überwiegend aus Geschäften besteht, die Gold ankaufen. Ein Laden ist neben dem anderen und alle bieten Höchstpreise für Gold, Schmuck, Uhren und anderes teures Zeug. Es scheint eine gute Zeit für Leute zu sein, die über Barreserven verfügen.

Danach habe ich erst mal eine kurze Pause zum ausruhen und Hemd – trocknen eingelegt.


Wir planen vor. Der Plan sah vor, dass ich den Friedhof Recoleta besuche. Das ist ein sehr alter, sehr schöner Friedhof, auf dem viel Prominenz aus Buenos Aires begraben ist, unter anderem auch Evita Peron. Die zweieinhalb Kilometer bis zum Friedhof sind schnell gelaufen, und mein Hemd mein Hemd ist auch schon wieder trocken.

Aber dann die Überraschung: auf meinen vielen Reisen, auf denen ich öfter mal Friedhöfe besuche einfach um zu sehen, wie das jeweilige Land mit seinen Toten umgeht (das kann durchaus interessant sein) ist das mein erster Friedhof, wo man Eintritt bezahlen muss. Unglaublich, oder? Einheimische bezahlen fünf Euro, Touristen 17 €. 

Unglaublich! Obwohl ich mich dort gerne umgesehen hätte (nicht nur wegen Evita Peron) verzichte ich auf einen Besuch. Für 17 € bekomme ich ein kleines Abendessen!









Als Nächstes ging ich in das Museum der schönen Künste. Es ist nicht weit von Ricoletta entfernt, und nach 10 Minuten war ich da. Dieses Museum nimmt keinen Eintritt, allerdings muss man spenden. 

Auch ein interessanter Weg. 

Ein Automat schlägt vor, 5000 Peso zu spenden oder alternativ 10.000 oder eine beliebige Summe. Aber okay, 5000 ist das alle Tage wert.














Es ist eigentlich ein sehr konservatives Museum, und da ich von Kunst nicht viel verstehe, ist das oft Perlen vor die ……! Aber hier gibt es neben „ Alten Schinken“ auch durchaus modernere Bilder oder zu mindestens Werke mit denen ich etwas anfangen kann. 


Neben mir unbekannten Künstlern gibt es Bilder von Chagall, Picasso, Joaquin Torres Garcia, Gauguin, Toulouse Lautrec, Manet, Degas oder Van Gogh. 


Interessant ist auch ein Teil der Ausstellung, wo es um die Kunst im 15. oder im fünften Jahrhundert v. Chr. ging. Die überwiegend aus Stein hergestellten Plastiken stellen oft Fantasiegestalten dar, die unter Einfluss von Halluzinogen erschaffen worden sind. So sehen sie auch aus! Ehrlich! 😄






Sehr begeistert war ich vor allem von den viele beeindruckende Werken von Auguste Rodin.










Ich war relativ lange in dem Museum, vielleicht auch ein wenig deshalb, weil es trocken und klimatisiert war.


Auf dem Weg zurück zu meiner Unterkunft passierte ich einen Park mit unglaublich großen Bäumen. Die Pflanzen waren nicht etwa hoch, sondern sie hatten beeindruckend mächtige Stämme.








Es war nun immer noch sehr warm, aber der Himmel sorgte mit einem kräftigen Regen, für die nötige Abkühlung. Es ist erstaunlich, wie man sich mit so einem Wetter abfinden kann. Einerseits werden die Sachen schnell wieder trocken, andererseits sind die meisten anderen auch nass. Man ist also nicht alleine.


Das relativ schlechte Wetter kann aber meine Vorliebe für diese Stadt nicht schmälern. Es ist schwer zu beschreiben, man muss es einfach mal erleben. Meine gute Laune wurde dann noch besser, als ich eine Nachricht von meinem Vermieter bekam: 


Hii Jo! There is very good place to eat, is called "La estancia, asador criollo", near of the apartment, crossing 9 de Julio, good prices.

Close late today


Sind die nicht nett hier? 


Argentinien ist ziemlich teuer. Das war es auch schon vor sechs Jahren, aber jetzt ist es schon eher in der USA oder in der Australien Liga. Ein Bier oder ein Kaffee kostet fünf Euro, eine Pizza 15 €. Auch meine Unterkunft war nicht billig. Ich frage mich ernsthaft,wie die ärmeren uns oftmals auch heute arbeitslosen einheimischen so etwas verkraften. Man sieht immer noch viele große Autos und sehr teure Restaurants. Ein leckeres Steak vielleicht ein Wein oder ein Bier dabei in einem Restaurant kommt auf knappe 40 €. Trotzdem eine wunderschöne Stadt.


Über Argentinien

Der Name des ca. 50 Millionen Einwohner zählenden Landes leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für Silber (argentum) ab, weil man damals glaubte, hier das begehrte Metall zu finden. Mit 2,8 Millionen Quadratkilometern ist es der 8-größte Staat der Welt. Ein Drittel der Bevölkerung lebt in der Hauptstadt am Rio Plata, Buenos Aires. Der Westen des Landes wird von den Anden eingenommen, es gibt hier über 100 Berge, die höher als 6000 m sind. 

Die Bevölkerung besteht aus 30 verschiedenen indigenen Völkern und zu 90% sind es Nachfahren von Einwanderern, meistens Italienern. Die politische Lage war immer fragil. Da ist die Zeit der Herrschaft von Peron mit der vom Volk verehrten Evita während ihr Mann eher auf der faschistischen Seite der Welt unterwegs war und heute haben wir den Kettensägen-Mann (Milei), der das Land in seinen Grundfesten erschüttert. 

Scheinbar macht er aber auch die ersten Fortschritte. Das ist auch notwendig. Argentinien ist heute ein armes Land. Das durchschnittliche Monatseinkommen liegt hier bei 475 €. Viel ist das nicht. Zum Vergleich folgende Aufstellung (in der Reihenfolge meiner Reise:


Spanien  2250$

Argentinien             475$

Uruguay    876$

Paraguay            387$

Bolivien                    732$

Ecuador          1360$

Domrep                         685$



Und übrigens: In Argentinien zahlt man mit dem Peso. Das Umrechnen ist einfach: 1000 Peso sind 0,93 €, also ca. 1€



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