Mittwoch, der 19.3.2025 Cataratas do Iguaçu
Aufgewacht in Brasilien. Ich habe so mittelprächtig geschlafen, weil ich die Klimaanlage nicht gut eingestellt habe. Wenn sie an war, war es bei mir irgendwann zu kalt, wenn ich sie ausgemacht habe, habe ich auch schnell wieder geschwitzt. Ein Teufelskreis.
Heute Morgen habe ich dann als erstes geduscht, und auch Duschen kann ein Abenteuer sein. Diese Art von Duschen kenne ich auch schon aus Mittelamerika. Der Durchlauferhitzer sitzt direkt im Duschkopf und damit ist die gesamte Elektronik und Elektrotechnik auch da, wo es viel Wasser und Dampf gibt. Ich denke, einem deutschen Elektroingenieur wird das nicht gefallen.
Dazu kommen noch die relativ offen liegenden Kabel, die aus der Wand kommen und zu diesem Duschkopf führen. Das ist alles sehr beunruhigend. Zumal ich vor einigen Jahren in Nicaragua mal den Schock meines Lebens bekam, als so ein Duschkopf mit einem ziemlich lauten Knall ein Kurzschluss bekam. Während ich darunter stand!
Aber dieses Mal ist es gut gegangen.
Es war auch heute die erste Unterkunft auf dieser Reise die ich mit Frühstück gebucht habe. Auch ein Luxus für mich. Obwohl die normale Vorgehensweise mit irgendwelchen Texten und Instant Kaffee für mich völlig okay sind. Aber so bin ich gut gerüstet für den Tag.
Der Portier im Hotel hat mir den Weg erklärt zum Bus und zu einem Wechselbüro, weil ich für den Bus Reales brauche (die hiesige Währung).
Die Bushaltestelle habe ich schnell gefunden, aber diesen Shop, wo ich Geld wechseln konnte, natürlich nicht. Ich ging zu einem Taxifahrer und fragte ihn. Der fragte zurück, ob ich Spanisch spreche und ich habe geantwortet ein bisschen. Und dann fragt er „oder sprichst du deutsch?“. Wow, was für eine Überraschung!
Ich bejahte, und er erklärte mir in gutem Deutsch den Weg. Ich habe ihm dann gefragt, woher er so gut Deutsch sprechen könne und er meinte, sein Vater sei aus München. Die Welt ist schon sehr klein!
Ich fand dann auch schnell die Wechselstube und erkannte sie an dem Schild mit dem Wechselkursen, das da davor stand. Ich ging hinein, und der Mann hinter einem Schreibtisch stand förmlich auf und gab mir die Hand. Ich sagte, dass ich Geld wechseln will, und er sagte nein, nächste Türe .
Die Freundlichkeit dieser Leute hier bringt mich fast um.
Das Geld wechseln hat dann auch gut geklappt, ich habe erst mal nur fünf Dollar umgetauscht, weil ich hoffe, den Großteil doch mit Karte bezahlen zu können. Ich habe heute etwas getrödelt und zu diesem Zeitpunkt war es noch keine 9:30 Uhr. Ich war aber schon nassgeschwitzt.
Der Bus, mit dem ich dann zu den Wasserfällen fahre, heißt nicht Autobus wie in spanischen, sondern Onibus. Mein Portugiesisch wird immer besser!
Der Bus entspricht eher dem deutschen Standard, der Busfahrer ebenfalls. So ist es eine relativ gemächlich Fahrt. Wir sind circa 40 km bis zu den Wasserfällen unterwegs und wir brauchen dafür eine knappe Stunde. Die Fahrt in den klimatisierten Bus kostet umgerechnet 0,80 €. Rheinbahn: hast du das gelesen?
Wir fahren zu einer Zwischenstation und steigen aus. Hier kann man Tickets kaufen und es gibt einen weiteren Bus, der einen zu den Fällen bringt.
Ich schätze mal vorsichtig, dass hier 500-600 Leute vor mir in der Schlange stehen und genau zu diesem zweiten Bus wollen.
Auch das Ticket kaufen war nicht so einfach. Ich stand in einer Schlange, vor mir fünf Leute. Aber es scheint hier und auch in den anderen Ländern üblich zu sein, dass Leute mit kleinen Kindern sich nicht anstellen müssen. Sie gehen einfach nach vorne vor und sind dann schnell fertig. Eigentlich eine schöne Sache, nur werde ich manchmal den Verdacht nicht los, dass da Leute dabei sind, die sich zu diesem Zweck ein kleines Kind ausleihen. Nervig. Hier war es jetzt zweimal, dass Frauen mit einem Kind an der Hand an die Kasse gingen.5 m daneben stand dann immer noch jemand anderes und die gehörten offensichtlich irgendwie zusammen. Eine professionelle Kind-Verleihende?
Aber was soll ich sagen: das Ganze war perfekt organisiert! Ich habe vielleicht keine 10 Minuten gestanden, bis sich die ganze Masse langsam in Bewegung setzte. Und dann ging es immer weiter.
Wir kamen an einer Kontrollstelle vorbei, wo die Tickets gescannt wurden und dahinter warteten dann zwei oder drei Bussen und es kamen auch immer wieder welche nach. Ich habe noch nie so etwas gesehen, dass so viele Menschen in so große Geschwindigkeit abgefertigt wurden. Respekt!
Auf dem Weg kommen wir mehrfach an Schildern vorbei, auf denen eine große Raubkatze abgebildet ist und auf denen irgendwas mit „Attention“ steht. Wo bin ich hier nur rein geraten?. Ich fahr etwas über 20 Minuten und dann sind wir im Ausgangspunkt der Besichtigung.
Und ein paar Meter weiter sehen wir auch schon die Wasserfälle. Wow! Die sind gewaltig. Gewaltig hoch, aber auch gewaltig breit. Auf der anderen Seite sieht man Besucher, die sich das von Argentinien aus ansehen.
Leider ist das Ganze etwas anstrengend, weil die Touristen hier das machen, was sie immer machen. Unzählige Selfies oder sie stehen auch im Weg, versperren die Sicht und machen Videotelefonate mit irgendwelchen Freunden und zeigen denen, was sie sehen. Aber so ist die Welt halt.
Ich fühle mich auch etwas gehetzt, weil hinter mir immer noch weitere Touristenmassen auf den einzigen Weg strömen. Darunter auch eine circa 40-köpfige Schulklasse mit kleinen Kindern, die erstaunliche Geräusche machen.
Ein Info Schild klären uns darüber auf, dass es hier Treppen gibt mit 284 Stufen , dass wir uns auf 1400 m befinden. Ein gutes Training, für die kommenden Teile meiner Reise.
Am besten sind immer die Leute, die auf der einen Seite vom Weg stehen, um jemanden auf der gegenüberliegenden Seite zu fotografieren. Meistens reden sie auch noch ein bisschen miteinander, so, dass diese Aktion elend lange dauert.
Am Anfang bin ich immer stehen geblieben, damit die ihr Foto machen konnten aber hinterher war ich dann nicht immer so nett.Aber die Aussicht ist atemberaubend.
Ich habe mal in China bei Detian große Wasserfälle gesehen, aber so etwas wie hier ist mir noch nie zu Augen gekommen.
Hinter jeder Wegesbiegung zeigt sich eine neue Perspektive oder auch neue Wasserfälle. Es ist auch erstaunlich, mit welcher Gewalt das Wasser herunter kracht. Bei manchen Wasserfällen sieht man nur Gischt, bei anderen kann man Regenbogen erkennen. Zwischendurch werden wir auch von seltsamen Tieren abgelenkt, später habe ich (danke, Google) herausgefunden, dass das südamerikanische Nasenbären sind. Niedlich!
Irgendwann aber habe ich das fotografieren eingestellt. Man kann das eh nicht in einem Bild bannen, was hier für Naturgewalten wüten.
Man hat auch fast den Eindruck, dass es auf den Bildern so aussieht, als ob es immer der gleiche Wasserfall sei. Ist es aber nicht. Es gibt hier unzählige davon und in natura sehen Sie noch ganz anders aus.
Mir gehen hier die Leute ziemlich auf den Nerven, aber ich kann es verstehen. Es ist ein einmaliges Schauspiel, und das muss man gesehen haben.
Ich bin innerlich und äußerlich etwas nass. Innerlich, weil ich ziemlich geschwitzt habe, äußerlich, weil die Gischt auch ihren Beitrag geleistet hat. Aber es geht mir gut, das war ein tolles Erlebnis.
Es gibt noch einen Turm, auf dem man hoch kann, aber offensichtlich gibt es kein Treppenhaus, sondern nur einen Aufzug.
Aber was soll’s, ich bin Tourist, also stellte ich mich in der Schlange an, und auch hier dauerte es nicht lange, bis wir auf die Plattform kamen. Das war wirklich ein würdiger Abschied, sich von hier aus noch mal wenigstens einen Teil des Gebietes anzusehen.
Es ist schon sehr beeindruckend, welche Wassermassen hier mit den Flüssen transportiert werden und hier den Berg hinab stürzen. Nicht weit von hier ist das Kraftwerk. Itapua, eines der größten Wasserkraftwerke der Welt. Ich hoffe, dass ich da morgen hinkommen werde und auch da wird es wieder Superlative geben. Ich bin gespannt!
Und noch ein Lob auf die Organisation. Am Ende des Trails gab es eine Station, wo die Busse auf einem warten. Man müsste also jetzt nicht den ganzen Weg wieder zurücklaufen (viel bergauf und bergab, viele Stufen), sondern konnte sehr bequem von hier aus wieder zum Ausgangspunkt zurückfahren, wo man den öffentlichen Bus nehmen konnte. Hier war es natürlich auch, wie überall, sehr voll, aber es waren keine 10 Minuten bis ich im Bus saß.
Ich finde es selber unglaublich und ich würde es mir auch nicht glauben. Nachmittags bin ich noch mal los, mir etwas zu trinken kaufen und bin in einen großen Supermarkt gegangen.
Ein riesiger Supermarkt oder vielleicht auch eher ein Kaufhaus, weil die auch viele Nonfood Sachen hatten. Ich bin da so durchgeschlendert (die hatten Klimaanlage) und habe meine Sachen gekauft. Bin dann durch die Kasse gegangen. Dahinter war eine Art Café mit ein paar Tischen und Stühlen und ich dachte, ein Kaffee wäre jetzt nicht falsch.
Ich kaufte mir einen und steuerte auf einen Tisch zu. Es waren vier Tische da, drei davon waren sehr schmutzig und der 4. war der einzige, der noch sauber war.
Im gleichen Moment ging ein anderer Mann auf den Tisch zu und eigentlich waren wir gleichzeitig da. Aber er machte eine Geste, dass ich den Tisch haben könnte, und wollte sich an einen der unansehnlich Tische setzen.
Ich machte eine Geste, dass er sich auch gerne zu mir setzen könne, und das tat er dann auch. So lernte ich Andre aus dem Hunsrück kennen. Ist das verrückt? Andre erzählte mir, dass seine Großeltern aus Deutschland kamen und zwar aus dem Hunsrück. Und die sind dann nach Brasilien ausgewandert.
Und haben dann den Vater von Andre bekommen. Naja, und der hat dann Andre bekommen. Ein netter Kerl und wir haben uns gut unterhalten. Sein Deutsch war besser als mein Spanisch, aber nicht viel. Mit Händen und Füßen sind wir aber gut klargekommen. Er wollte unter anderem von mir wissen, was wir Deutschen über Brasilien wissen. Nach meiner Erfahrung, ist das Karneval und Rio natürlich und Amazonas. Vielleicht noch ein bisschen die Umweltsünden in den Wäldern und wohl Bolsonaro. Aber viel mehr dürfte es nicht sein. Auf der anderen Seite könnte man auch fragen, was die Menschen hier über Deutschland wissen. Ich habe es aber nicht gefragt, weil ich nicht schon wieder Hitler hören wollte.
Zum Schluss bin ich noch ein wenig durch die Innenstadt, beziehungsweise durch das Zentrum von Foz du Iguacu gelaufen. Es wirkt irgendwie ganz freundlich, es gibt viele Souvenirshops und viele Restaurants und Cafés. In einem der Cafés lass ich mich auch nieder und kaufe mir ein Bier. Bei dem Wetter kommt das ganz gut. Es geht jetzt auf 18:00 Uhr zu. Die Temperatur ist mittlerweile auf 29° runter.
Ein schöner Tag!
Abends bin ich an einigen Restaurants vorbeigegangen, die ich tagsüber gesehen hatte. Alles sah aber sehr touristisch aus und vor einem hielt dann auch ein großer Bus mit einer Reisegruppe. Das macht mich irgendwie nicht glücklich.
Ich ging dann weiter durch die Straßen und fand eine kleine Comida, das schien ein Treffer zu sein. Ein junger Kellner sprach mich auch an, als ich interessiert reinguckte und entpuppte sich schnell als guter Englisch-Sprecher: okay. Das macht sie mir natürlich auch die Auswahl auf der für mich nicht lesbaren Speisekarte etwas leichter.
Er erklärte mir zwei Gerichte und ich entschied mich für eines. Hier sind wirklich nur Einheimische und das ist, wo ich ungern in „richtige“ Restaurants gehe, genau mein Ding.
Es gab eine sehr leckere Bohnensuppe und dann eine Riesenplatte mit zwei Koteletts, einer Portion Fritten (knusprig) und einen leckeren Salat. Das lass ich mir gefallen.
Aber bevor ich für heute schließe, muss ich noch mal auf meine gewachsenen portugiesischen Sprachkenntnisse zurückkommen.
Mit zwei Worten kommt man natürlich nicht besonders weit, außer man setzt sie vielleicht strategisch ein. Wenn man zum Beispiel in einer geschäftlichen Diskussion dabei ist und irgendeine Frage gestellt wird, könnte man ja durchaus dem gegenüber tief in die Augen gucken (festen Stand, fester Blick) und „Obrigado Onibus“ sagen.
Vielleicht dabei noch mit einem Auge zwinkern, dann hat er die Interpretationsnot.
Auch als Kommentar zu irgendwelchen Aussagen scheint mir das gut geeignet.
Oder mit sarkastischem Unterton? Obrigado! Onibus!
Oder durchaus auch mal unwirsch: Obrigado ONIBUS!
Wenn man bedenkt, was Trump vor Jahren mal mit dem Wort „Cofeve“ ausgelöst hat, scheint mir „Obrigado Onibus“ durchaus Potential zu haben. Und immer dran denken: es muss obrigado heißen, weil der Bus männlich ist. Wenn es um ein weibliches Nomen geht, nimmt man obrigada! Ich habe meine Lektion gelernt! Obrigado Onibus!
Die Landschaft ist spektakulär, ebenso wie der Detian-Wasserfall in China.
AntwortenLöschen😍✊
Löschen