Montag, 31.3.2025 Mercado Campesino

Mein Telefon funktioniert nicht mehr. Keine Ahnung, was damit los ist, es sollte eigentlich 14 Tage lang funktionieren. Aber wahrscheinlich hat mir die Frau am Flughafen nur ein kleines Paket verkauft. 


Wenn man erst mal eine Simkarte hat, ist das Aufladen kein Problem, man bekommt die Aufladecodes in jedem Büdchen und an jeder Tankstelle.Das Problem ist sicherlich, wie immer, die Sprache. Ich habe mir vorher die wichtigen Worte rausgesucht und bin direkt in das erste Büdchen gegangen, wo Tego (das ist  einer der hiesigen Telefonanbieter) drauf stand. 


Und ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn: die junge Frau konnte ein paar Worte Englisch und verstand sofort, worum es ging. Sie verkauft mir dann eine kleine Aufladung und hat sie auch aktiviert. Aber leider funktionierte das Telefon immer noch nicht. Ich war erst mal ratlos, nachdem ich das Ding mehrmals neu gestartet hatte, und ging erst mal weiter. Aber dann fiel mir ein, dass ich mehrere SMS bekommen hatte. Alle Telefonbetreiber hier schicken Unmengen von SMS an einen. Es ist furchtbar, so dass ich auch schon den Ping ausgeschaltet habe. 


…musste gewaschen werden…

Aber jetzt dachte ich, vielleicht war ja was wichtiges dabei. Also gehe ich zurück zu der freundlichen Frau und zeigt dir die letzte SMS und da nickte sie und sagte, nein, du musst in das Hauptgeschäft zu Tego gehen und musst da die Registrierung überprüfen lassen. Und dann erklärte und zeigte sie mir den Weg mit der für Frauen üblichen links-rechts Schwäche. 


200 m weiter erkannte ich den Shop schon an der langen Schlange, die davor stand. Aber keine 5 Minuten später war ich aus dem Laden raus und war wieder im Netz. Ich bin dann noch zu der freundlichen Frau im Büdchen zurückgegangen und hab mich noch mal bedankt. und man konnte ihr anmerken, dass sie sich einerseits über die Geste freute, dass sie sich aber andererseits auch freute, dass mein Telefon jetzt wieder online war.


Gestern war Sonntag, heute ist Montag. Das merkt man! Die Straßen sind sehr viel voller mit Autos und mit vielen Leuten die herumlaufen. Es ist wieder sehr schön warm und im Schatten ist es herrlich. 




Mein Weg führt vorbei an dem Schwarzmarkt (Mercdo Negro). Leider scheint er geschlossen zu haben, sonst hätte ich mich da gerne mit Waffen und Drogen eingedeckt. Naja, vielleicht morgen. 


Es sind sehr lebendige Straßen, durch die ich laufe, mit vielen bunten Geschäften und geschäftigem Treiben. Herrlich! Wenn nur dieses verdammte Berg bergauf und bergab nicht wäre. Aber mittlerweile gehe ich wieder normal, der Fuß rollt einigermaßen normal ab tut auch nicht mehr weh. Es geht also voran!








Schon ein ganzes Stück bevor ich am Markt ankomme, sieht man die Auswüchse. Überall sind Stände aufgebaut und auch die Läden präsentieren ihre Ware überwiegend auf der Straße. Und dann bin ich mittendrin im Chaos. Es sind viele Straßen, die sich um den eigentlichen Ort, in dem auch der Markt stattfindet herumwinden. Die Straßen sind sehr eng, das hindert aber Busse nicht im geringsten daran, da durchzufahren und furchtbare Abgase zu verbreiten. 


Die Waren sind wie immer sehr sorgfältig arrangiert und es ist ein Fest für die Augen. In der Halle selber ist ein Fleischmarkt und das ist ja nie ein Fest für die Nase, aber trotzdem spannend.










Es gibt ein paar Stände mit Gemüse und Obst, und wo ich genauer hinsehe , wird mir immer etwas zum probieren angeboten. Wenn ich dann sage, dass ich nur ein Tourist bin, lächeln die Leute aber freundlich und nicken. 


Es ist unwahrscheinlich, hektisch hier, aber wie immer genau meine Welt.


Natürlich versucht man mir etwas zu verkaufen, aber ich sage dann immer, dass ich ein Tourist bin und dass ich nur schauen möchte. Auf dem Markt laufen viele Hunde herum, aber sie gehen einem sofort ängstlich aus dem Weg, wenn man ihnen begegnet. 






Sie gehen zentimeternah an Schweinehälften vorbei, ohne auch nur dran zu schnuppern.Die Leute sind alle sehr freundlich. 

Der Markt ist ganz ordentlich in Sektoren aufgeteilt, so gibt es einen Sektor für Schweinefleisch, einen für Hühner aber es gibt auch eine Comida und einen Sektor für Frühstück. Als ich dann zu dem Sektor für Fruchtsäfte bekomme, lasse ich mich nieder und bestelle einen mit Erdbeeren. 






Man kann ihn mit Wasser oder mit Milch bekommen. Ich entscheide mich für Milch. Sehr lecker! 


Hier findet das Leben statt. Kinder laufen hier herum und drei von Ihnen spielen Blinde Kuh. Ein internationales Spiel! 






Und natürlich muss ich auch in die Comida. Ich entscheide mich für eine Sopa de Mani und Ich bin gespannt, was ich bekomme. 








Es ist eine Art Nudelsuppe, in der aber auch Kartoffeln sind. Lecker! Fleisch habe ich in der Suppe nicht gefunden, aber einen Knochen. Dafür hat sie auch nur fünf Bolivianos gekostet, also 0,35 €. 


Der Besuch auf einer öffentlichen Toilette danach war erstaunlich erfreulich. Alles war sehr sauber und als ich am Eintritt bezahlt habe, habe ich Toilettenpapier bekommen für die nächsten drei Wochen (obwohl es nur Schuschuschu war, ein Wort, das ich mal on Burma gelernt habe)


Frische Coca-Blätter. Gut in diesen Höhen!


In der Halle ist es erfrischend kühl und angenehm, während draußen die Sonne schon wieder zeigt, was sie kann. Auf dem Rückweg bin ich dann doch noch an dem Schwarzmarkt vorbeigegangen, aber er ist sehr unspektakulär und es ist auch nichts los. 






Er ist sehr klamottenlastig und es sind fast keine Leute unterwegs. Langweilig! So bin ich nur durch ein paar Gänge geschlendert und bin dann weiter in Richtung Zentrum gelaufen. 


Zufällig komme ich an einer Statue vorbei, wo zwei Nähende gezeigt werden. Es scheint um die Gemeinschaft der Textilherstellung zu gehen, die dieses Denkmal hier hingestellt haben. Erstaunlich ist, dass beide Figuren Masken tragen. So wird eventuell Corona auch der Nachwelt erhalten. Die Statue ist von 2023. In der Straße darunter sind dann auch mehrere Modegeschäfte.












Der gesamte Rückweg ist nicht mehr konform mit meinem Google Maps, sondern ich laufe mehr oder weniger kreuz und quer. Nur so entdeckt man Dinge, die am Wegesrand liegen. Ein kluger Mensch hat mal gesagt: ein Tourist sieht das, was das Land einem zeigen will und einer Reisender sieht das was er sehen möchte. 


Das ist genau meine Art, Länder zu erkunden. Das bisschen Lauferei ist auch egal. Man kann ja immer noch Pausen machen oder sich anderweitig ausruhen. Aber es macht, vor allem bei diesem tollen Wetter, total Spaß!








Heute ist auf der Plaza kein Festival mehr und das normale Leben hat wieder Besitz von diesem schönen Ort ergriffen. Es sind ungefähr so viele Menschen da wie auch Tauben, wobei ich auf zweitere sicherlich verzichten könnte, aber wie vielen anderen südamerikanischen Ländern werden die Tiere hier enthusiastisch gefüttert. 


Aber es ist ein wunderschöner Platz und der Ausgangspunkt für meine Besichtigung des Hauses der Freiheit. Außerdem gibt es hier am Platz auch ein Café. Die machen einen sehr guten Cappuccino und das ist mindestens Grund zwei. 


Das Haus der Freiheit ist ein sehr beeindruckender Palast. Er ist sehr groß, sehr großzügig gebaut und für 30 Bolivianos darf man den unteren Teil besichtigen. 














Ich wusste das nicht, bin auch hochgegangen, wurde aber schnell wieder zurückgepfiffen. In einem Raum wird vom Freiheitstanz berichtet. Das ist ein spezieller ritueller Tanz, den die Indios aufführen, bei der sie eine Art Flügelkonstruktion auf dem Rücken tragen. Eine solche Konstruktion ist hier auch ausgestellt.














Im Wesentlichen geht es hier natürlich um den Freiheitskampf der Bolivianer gegen die Vorherrschaft der Spanier. Am 25. Mai 1908 traf man sich hier, um über ein unabhängiges Bolivien zu sprechen. Begünstigt wurde das sicher durch die französische Revolution, den Einmarsch von Napoleon in Spanien und da es nach dem Sieg Napoleons keinen spanischen König mehr gab, beschloss man, sich ihr selber zu verwalten und zu regieren.


In dem Ganzen, wunderschönen Palast wird viel zur Geschichte und zur Freiheitsbewegung von Bolivien erzählt. Es gibt Gemälde, Möbelstücke, sehr viele Portraits von Spaniern und von Bolivianern, die die Macht hatten. Und natürlich gibt es auch Waffen. Im Hof steht noch das Bild ist eines einheimischen Freiheitskämpfer, der sehr martialisch, mit einem Pfeil und Bogen auf irgendetwas zielt. 


Natürlich ist die Geschichte Boliviens hochinteressant, aber dieser Palast ist aus architektonischer Sicht einfach wow. 


Hier sehe ich auch zum ersten Mal Touristen in Gruppen auftreten. Sehr selten sieht man in den Straßen Menschen herumlaufen, wo man denkt: die sind nicht von hier. Also genau das, was die Leute denken, wenn sie mich sehen. 


Touristen erkennt man immer irgendwie sofort an der Hautfarbe , der Kleidung und dem ganzen Benehmen. Aber hier in dem Palast sind größere Gruppen überwiegend weiblicher Touristen, die von einem Guide auf Englisch oder auf Spanisch erklärt bekommen, was sie hier sehen. Und so insgesamt vom Aussehen von der Kleidung und vom Benehmen her sind es allesamt Leute, die hier irgendwie nicht von hier….


Mit dem Fotografieren habe ich heute Glück. In 80 % aller Fälle frage ich die Leute vorher und immer dann, wenn ich eine Nahaufnahme machen will (puede tomar un foto). 

Das mag grammatikalisch nicht ganz korrekt sein, aber die Leute verstehen es.












Meistens wollen (vor allem die älteren Frauen) Geld haben, aber das spielt sich alles zwischen fünf und zehn Bolivianos ab. Und das finde ich fair. 2-3 mal ist es mir passiert, dass es entrüstet abgelehnt wurde dann bin ich auch immer sofort gegangen und eine Frau wollte 50 Bolivianos haben. Das wären sieben Euro. Ich habe ihr dann mit einem freundlichen Lächeln auf Deutsch gesagt: für sieben Euro könnte sie ein Foto von mir machen.


Nach der Casa Libertad steht mir der Sinn nach einem Kaffee. Leider hat dieses nette Café, wo ich gestern so schön draußen gesessen habe, heute keine Tische im Freien stehen, sondern nur innen drin. 


Aber egal, der Cappuccino war dort sehr lecker und so mache ich hier eine kurze Pause. Die Pause wurde aber eine Idee länger, weil mein Cappuccino nicht kommen wollte. Stattdessen kam die Kellnerin mit einem kleinen Eis, und nach einiger Zeit verstand ich, dass der Cappuccino aus irgendwelchen Gründen leider länger dauern würde und sie mir zum Ausgleich dafür dieses Eis bringen wollte. 






Scheint mein Glückstag zu sein!


Aber: in die Kathedrale komme ich nicht. Die ist verriegelt und vergammelt und man kommt nur in das dazugehörige Museum. Das ist natürlich, wie erwartet, sehr katholisch. Es gibt sehr viele riesige Gemälde mit Darstellung von Heiligen und oder von Wundertaten. Und natürlich Gemälde von entsprechenden Würdenträger in der Kirche. 


Als Nächstes kommt man in eine Kapelle, die auch wieder sehr prächtig ist, wo aber auch Maria anstelle eines Heiligenscheins mehrere farbige LED-Lichter  erhalten hat. 



J






Aber dann komme ich offensichtlich doch noch in die Kathedrale. Auch hier ist es sehr prächtig, aber nicht so überladen, wie ich das aus römischen Kirchen kenne. Das Kirchenschiff mit seinen Rundbögen ist sehr schön und die Halle ist auch nicht so riesig groß. 










Insgesamt ist das Kirchenschiff durch die sehr hellen freundlichen Farben und durch die vielen Fenster sehr hell. Hinter dem Alter sind alte Gesangbücher ausgestellt und abgesehen davon, dass die Texte auf Lateinisch sind, könnte ich sie rein theoretisch auch ohne Brille lesen. 


In einem weiteren Raum wurden die Gewänder der Geistlichen ausgestellt. Da kann man schon sehen, dass die es ganz schön haben krachen lassen. In einer weiteren kleinen Kapelle sind riesige Kerzenleuchter ausgestellt, wobei mich dabei der eine davon an diese typischen jüdischen Kerzenleuchter (Chanukkia) erinnert. Dreieckig mit vielen Kerzen darauf, wobei ich glaube, dass bei den Juden nur neun Kerzen sind, während das hier 15 sind. 






An den Seiten sind Glassärge mit Puppen, die offensichtlich heilige Verstorbene darstellen sollen. Sehr morbide. 


Als ich gerade gehen wollte, fing jemand an, auf der Orgel zu üben. Die Akustik hier war natürlich fantastisch. Obwohl es eine recht kleine Orgel war, gar nicht zu vergleichen mit den Orgeln, die wir in Deutschland in evangelischen oder katholischen Kirchen stehen haben.


Insgesamt war es wieder ein sehr gelungener Tag in einer sehr freundlichen und interessanten Stadt.


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